Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

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Die Lindwurmkämpfer der Heldensage 
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nicht das Schwert (vgl. Berthold Riehl, St. Michael und St. Georg 
in der bildenden Kunst). Der CLindwurmbekämpfer hier, in Altenstadt 
und Straubing, ist dagegen in der Waffenrüstung seiner Zeit dargestellt 
und im kleinen Maßstab gegenüber dem großen CLindwurm. Auch der 
hl. Georg kann mit diesen Darstellungen nicht gemeint sein; dafür sind 
sie zu alt. Die Kunstgeschichte (vgl. Dehio, Hanbbuch der deutschen 
Kunstdenkmäler), setzt die Bauten in das 12. Jahrhundert, gegen 
Ende. Um diese Zeit kommt der hl. Georg als Drachenkämpfer nockr 
zaum vor. „Die Zeit der Übertragung des Drachen auf den abend— 
ländischen Georg, der bis dahin ausschließlich als der ritterliche Mär— 
tyrer aufgefaßt wurde und nichts vom Drachenkampf wußte, fällt 
in die Kreuzzüge“ (D. H. Albers, Das Jahr und seine Feste). In den 
Denkmälern tritt der Drachenkämpfer Georg aber noch später auf 
als in der Legende. Er ist übrigens später nahezu immer beritten und 
die Darstellung läßt, im Gegensatz zu unserer vorliegenden, keinen 
Zweifel, daß der Drachenbekämpfer siegreich sein wird. 
Jan Fastenau, Romanische Steinplastik in Schwaben S. 29, sieht 
in der Altenstädter Darstellung wie üblich, nachdem Adolf Hold— 
schmidt einmal die Weisung aufgestellt hat, einen Hinweis auf die 
hilfe Gottes, die dem Menschen im Kampfe gegen die Sünde zuteil 
vwird. Ähnlich Heinrich Bergner, Handbuch der kirchlichen Kunst— 
altertümer s. 570. An einer Peters⸗ und an einer Michaelskirche 
treten diese fast genau übereinstimmenden Darstellungen eines Drachen⸗ 
ämpfers auf, beide, wie schon erwähnt, im bayerischen Stammgebiete. 
Professor Karl Borinski hat in dem schon erwähnten Vortrag 
der Maisitzung 1921 der Münchener Akademischen Wissenschaften 
auf die oben erwähnte Deutung Wackernagels zurückgegriffen, 
daß das Säulenkapitäl am Baseler Münsterchor Dietrich von Bern 
als Drachenkämpfer darstelle. Borinski erklärt dann das Alten— 
stadter und Straubinger Bogenfeld in der gleichen Weise. 
An der Klosterkirche zu Andlau in Unterelsaß ist ein ähn— 
licher Vorgang wie in Altenstadt und Straubing dargestellt. Aus 
dem Rachen eines Lindwurm, dessen Leib noch zur Hälfte in seiner 
Felsenhöhle steckt, ragt halb verschlungen ein Bewaffneter hervor. 
Lin anderer mit Rettenpanzer, Schild und Schwert greift den 
Drachen an. Dazu schreibt Georg Weise, Studien über Denkmäler 
romanischer Plastik am Oberrhein, in den Monatsheften für Kunst⸗ 
wissenschaft 1920 Heft 1: „Es kann sich hier nicht um die Wiedergabe 
irgend eines bloß symbolischen Gedankens, etwa der Befreiung aus 
der Macht des Bösen handeln. Die epische Ausgestaltung der Szene, 
Ppeziell genrehafte Züge, wie das Halten des Handpferdes, deuten
	        
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