8
Die Lindwurmkämpfer der Heldensage
—2
nicht das Schwert (vgl. Berthold Riehl, St. Michael und St. Georg
in der bildenden Kunst). Der CLindwurmbekämpfer hier, in Altenstadt
und Straubing, ist dagegen in der Waffenrüstung seiner Zeit dargestellt
und im kleinen Maßstab gegenüber dem großen CLindwurm. Auch der
hl. Georg kann mit diesen Darstellungen nicht gemeint sein; dafür sind
sie zu alt. Die Kunstgeschichte (vgl. Dehio, Hanbbuch der deutschen
Kunstdenkmäler), setzt die Bauten in das 12. Jahrhundert, gegen
Ende. Um diese Zeit kommt der hl. Georg als Drachenkämpfer nockr
zaum vor. „Die Zeit der Übertragung des Drachen auf den abend—
ländischen Georg, der bis dahin ausschließlich als der ritterliche Mär—
tyrer aufgefaßt wurde und nichts vom Drachenkampf wußte, fällt
in die Kreuzzüge“ (D. H. Albers, Das Jahr und seine Feste). In den
Denkmälern tritt der Drachenkämpfer Georg aber noch später auf
als in der Legende. Er ist übrigens später nahezu immer beritten und
die Darstellung läßt, im Gegensatz zu unserer vorliegenden, keinen
Zweifel, daß der Drachenbekämpfer siegreich sein wird.
Jan Fastenau, Romanische Steinplastik in Schwaben S. 29, sieht
in der Altenstädter Darstellung wie üblich, nachdem Adolf Hold—
schmidt einmal die Weisung aufgestellt hat, einen Hinweis auf die
hilfe Gottes, die dem Menschen im Kampfe gegen die Sünde zuteil
vwird. Ähnlich Heinrich Bergner, Handbuch der kirchlichen Kunst—
altertümer s. 570. An einer Peters⸗ und an einer Michaelskirche
treten diese fast genau übereinstimmenden Darstellungen eines Drachen⸗
ämpfers auf, beide, wie schon erwähnt, im bayerischen Stammgebiete.
Professor Karl Borinski hat in dem schon erwähnten Vortrag
der Maisitzung 1921 der Münchener Akademischen Wissenschaften
auf die oben erwähnte Deutung Wackernagels zurückgegriffen,
daß das Säulenkapitäl am Baseler Münsterchor Dietrich von Bern
als Drachenkämpfer darstelle. Borinski erklärt dann das Alten—
stadter und Straubinger Bogenfeld in der gleichen Weise.
An der Klosterkirche zu Andlau in Unterelsaß ist ein ähn—
licher Vorgang wie in Altenstadt und Straubing dargestellt. Aus
dem Rachen eines Lindwurm, dessen Leib noch zur Hälfte in seiner
Felsenhöhle steckt, ragt halb verschlungen ein Bewaffneter hervor.
Lin anderer mit Rettenpanzer, Schild und Schwert greift den
Drachen an. Dazu schreibt Georg Weise, Studien über Denkmäler
romanischer Plastik am Oberrhein, in den Monatsheften für Kunst⸗
wissenschaft 1920 Heft 1: „Es kann sich hier nicht um die Wiedergabe
irgend eines bloß symbolischen Gedankens, etwa der Befreiung aus
der Macht des Bösen handeln. Die epische Ausgestaltung der Szene,
Ppeziell genrehafte Züge, wie das Halten des Handpferdes, deuten