Die Lindwurmkämpfer der Heldensage —101
Es findet sich dort in Pavia eine Schmiede, die ja in der deutschen
Sage eine so große Rolle spielt. Auch unter den bisher noch nicht
genügend erklärten Steinbildern in der Kirche zu Großlinden bei
Gießen scheint oben rechts am Bogen eine Schmiede dargestellt zu
sein. Daß die Schmiede von der Sage besonders gefeiert werden, ist
oielleicht schon allgemein kulturgeschichtlich zu erklären durch die
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Abb. 21. Dietrich von Bern als wilder Jäger, San Zeno in Verona.
große Bedeutung der Metallarbeit. Auf einer bestimmten Stufe
der Gesittung erringt der ein großes Übergewicht, der das Metall
zu bearbeiten und deshalb die besseren Waffen herzustellen versteht;
bor allem an Stelle der Steinwaffen, Keule oder Hhammer, das
Schwert, das nur aus Metall gefertigt werden kann. Vgl. Mohr—
mann u. Eichwede, Germanische Frühkunst Bd. J S.3: „Die Tatsache,
daß die Römer in den letzten Jahrhunderten vor Christi aus dem
damals noch nicht unterworfenen Norikum (Steiermark usw.) Eisen
und Waffen bezogen, gibt zu denken und läßt die Mutmaßung ein—
zelner neuerer Forscher, daß Eisen schon sehr frühe, vielleicht gar
zuerst, im Gebiet nördlich der Alpen gewonnen sei, nicht gar zu weit
hergeholt erscheinen.“ Die neuere Forschung, besonders skandi—
navische Forscher, haben an der Hand der Niederlagenfunde und
der gefundenen Gußformen nachgewiesen, daß die sehr hoch ent—
wickelte Kunst der Erzbearbeitung in Nordeuropa altheimisch ist,
und daß keineswegs, wie man früher annahm, diese hochstehenden
Erzsachen nur etruskische Einfuhrware sind.6s)
Rechts über dem Haupteingang der Michaelskirche in Pavia
6s) Alb. Kiekebusch, Der Einfluß der römischen Kultur auf die germanische
im Spiegel der Hügelgräber des Niederrheins, S. 5. „Tischler, Montelius, Kossinna
and andere sind mit Energie und tiefer Gründlichkeit für die Bodenständigkeit der
germanischen Kultur und vor allem auch der hochentwickelten Metalltechnik (natürlich
inter Annahme mannigfacher Anregungen von Süden her) eingetreten. Ihrer Ansicht
haben sich Gelehrte wie Höfer, Götze, Seeger angeschlossen.“