Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Vorwort 
suchungen wie die vorliegenden fruchtbar gemacht werden kann. 
Dieser Stoff kann nur durch die freiwillige Mitarbeit vieler Ein— 
zelner, Ortsgelehrter, Pfarrer, CLehrer, aber überhaupt aller Lieb— 
haber und Freunde der vaterländischen Geschichte nutzbar gemacht 
werden. Für diese wollte ich die bücherlichen und sonstigen Nach— 
weise im Einzelnen stehen lassen, weil ihre Arbeit dadurch gefördert 
werden kann. Wenn ich dabei etwa noch erreicht haben sollte, diese 
erhofften künftigen Mitarbeiter teilnehmen zu lassen an den kleinen 
Entdeckerfreuden und dem Herzenstrost überhaupt, den mir diese 
Schürfgänge in den unerschöpflichen Tiefen des deutschen Volkstums 
in schwerster Zeit verschafft haben, so wäre das eine Nebenwirkung, 
die mich mit innigster Befriedigung erfüllen würde. 
Und noch eine weitere Eigentümlichkeit der nachfolgenden Schrift 
bedarf vielleicht einer besonderen Rechtfertigung; daß nämlich an 
manchen Stellen diese auf deutsche Altertumsforschung gerichteten 
Untersuchungen Ereignisse unserer allerjüngsten Vergangenheit, aus 
dem Weltkriege, gelegentlich heranziehen und sich darüber äußern. 
Das hängt aber mit dem Grundgedanken dieser ganzen Schrift zu— 
sammen; daß nämlich uralte Vergangenheit unseres Volkstums noch 
weit wirksamer und lebendiger in die Gegenwart hineinragt und 
wirkt als man gemeinhin weiß. Der uralte Gegensatz zwischen Nord⸗— 
seewelt und Mittelmeerwelt, zwischen germanischer und semitisierter 
Gesittungsform, zwischen Gesinnungskultur und Sinnenkultur, war 
auch die tiefste Ursache des Weltkriegs. 
Die Prophezeiung von der Entscheidungsschlacht am Birken— 
baum in Westfalen) birgt nach rückwärts sicherlich die Erinnerung 
an jene Entscheidungsschlacht an der „Weserfestung“ im Teuto— 
burger Walde, die im Jahre 9 nach Christi Geburt darüber ent— 
schied, daß der Schwerpunkt der europäischen Gesittung sich für — 
bis jetzt — anderthalb Jahrtausende nach der Nordseewasserscheide 
und zu den Germanen verschoben hat. Franz Bacon sagt in seiner 
Plauderei über Weissagungen (Essays, Nr. 35): „Oft verwandeln 
sich glaubliche Vermutungen oder dunkle UÜUberlieferungen in 
Weissagungen, solange die menschliche Natur sich nach Hellseherei 
sehnt, und sich nicht scheut, das vorauszusagen, was sie tatsächlich 
nur folgert.“ Dieselbe Weissagung von der Entscheidungsschlacht in 
Westfalen hat die abergläubische Einbildungskraft der Franzosen noch 
kurz vor dem Weltkriege und im Welltkrieg selbst lebhaft beschäftigt.?) 
NReFriedrich zur Bonsen, Die Sage von der Völkerschlacht am „Birken⸗ 
baum“. Köln 1897. F 
2) Stephan Steinlein, Über die Herkunft der Sage und Prophezeiung 
oon der letzten Weltschlacht am Birkenbaum in Westfalen. Leipzig 1915.
	        
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