St. Oswald —Wodan
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9. Heiligenlegenden; der heilige Oswald und die Raben
Wodans (die Tafel im Münchener Nationalmuseum; der
Hängebrakteat von Prenzlau).
Me dem Heiligendienst sind die antiken und nordisch-heidnischen
u Elemente im breiten Strom in die Kirche eingedrungen“
Gothein, die Kul—
turentwicklung Süd⸗
italiens 5. 69). Dem
heiligen Oswald die—
nen nach der Legende
dieRaben als Boten;
„auf Geheiß des al—
ten Mannes mit dem
grauen langen Bart
und einem Stab in
der Hand; es dient
ihm ein goldener
hirsch, wie der Son—
nenhirsch; dem Os—
wald, dem Herrscher
der Asen, dem über
die Asen Waltenden“
Simrock, Deutsche
Mythologie 5. 29). Abb. 25. Der heilige Oswald mit den Kaben; aus dem heiligenbuch
Auf einem deutschen von i488; Neudruck des Inselverlags.
Bild des 16. Jahrhunderts (vgl. 5. 17), im Münchener National-
museum, ist der König Oswald und der Wanderer dargestellt.
In der Wiener Handschrift der Legende oder des Spielmanns⸗
liedes vom heiligen Oswald heißt es:
Als Oswalt an die Zinne kam
do sah er kommen einen Mann
zu seinem Hofe her der ging.
Oswalt ihn würdiglich empfing
er sprach: viel lieber Bruder min
wie ist der Name din?
er sprach: ich heiße CTCragemunt
alle lant sind mir wol kund
zwo und siebenzig Zungen.
Im Heiligenbuch von 1488 ist die Allwissenheit des geheimnis—
vollen Wanderers ähnlich bezeichnet: „Nun kam alsbald ein alter
Mann von dem Willen Gottes, der hätt einen grauen, gar langen
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