Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

St. Oswald — Wodan 
us 
Absicht bedingungsloser Verhimmelung in die Heiligenleben und 
schädigen dadurch die Wirkung und die Fruchtbarkeit der Heiligen— 
leben als Vorbilder des Wandels. 
Der heilige Oswald hat in der alten Bayernhauptstadt Regens— 
burg eine Kirche, in Traunstein und anderwärts. Am meisten 
wird er freilich am Niederrhein, im besondern in Echternach, ver— 
ehrt. Die Franken, die am Niederrhein, in Holland und Belgien 
wohnen, waren ja Wodanverehrer, während Alemannen und 
Bayern lange den älteren Himmelsgott Siu (Erch) vorzogen. 
Die Lieblingsheiligen jener bayrischr-alemannischen Gegenden 
haben, auch abgesehen von den ritterlichen Heiligen Georg und 
Michael, einen wohltuend heldenhaften und deutschen Zug. Der 
heilige Ulrich, der besondere Schutzheilige der alten Alemannen— 
hauptstadt Augsburg (ZFiesburg), der erste in feierlicher und 
rechtlicher Form heilig gesprochene Kirchenheilige (993), war ein 
Graf von Dillingen und Kyburg. Im Paulusmuseum in Worms 
findet sich ein großer Stammbaum des hl. Ulrich. In die große 
Ungarnschlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg zog der Graf und 
Bischof Ulrich, der spätere Heilige, tapfer an der Seite Kaiser Ottos. 
„Also zog St. Ulrich mit seinem Volk in den Streit und legte eine 
Stola um seinen Hals und saß auf einem Pferd, und ritt hin durch 
Geschoß, durch Hauen und Schlagen, sicher und unversehrt und 
ermahnte sein Volk, freudig zu fechten“ (N—ürnberger Beiligenbuch 
von 1488). 
Den heiligen Wolfgang „gar von edlem Geschlecht geboren 
aus deutschen Canden“, machte Otto II. zum Bischof von Regens— 
burg; „wann es waren noch Heiden da“ heißt es in seiner 
Legende (vgl. oben). Auch St. Wolfgang ist ein Mann von Fleisch 
und Blut; als er sich eines schönen Tages über sich ärgert, weil 
er zu lange geschlafen hatte, stößt er in so heftigem Zorn mit den 
Füßen auf den Boden, daß deren Spuren noch heute im harten 
Felsen sichtbar sind (Heiligenbuch von 1488). Das ist ein uralter 
Sagenzug. Der Christenberg bei Marburg zeigt die Fußspur des 
heiligen Bonifazius. 
Wie liebenswürdig und menschlich erzählt die ältere Fassung 
der Legenden von ihren Helden vor der nach-tridentinischen Zeit; 
vor der Arbeit der Bollandisten an der Legende. Sie hatte es 
wirklich schwer die heilige Radegunde, die thüringische Königstochter. 
Sie war als die edelste Beute nach der schmählichen Einkreisung 
— 
oöllig erholt hat, im Jahre 5531 den Franken in die Hände gefallen 
und später die Gattin des Frankenkönig Chlotar geworden. Sie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.