St. Oswald — Wodan
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seinerzeit die Münzen in der Erde geborgen hat. Denn wir wissen
aus zahlreichen anderen Funden auf der Stätte des großen slawischen
handelsplatzes Julin (Bineta), der einst auf der Insel Wollin
gelegen hat, daß die Handelsbeziehungen der wendischen Ostsee—
anwohner nach dem arabischen Südosten sehr lebhaft waren. Die
deutschen Münzen des Fundes von Alexanderhof gehören der Seit
der Sachsenkaiser an. Unter den Münzen lag auch ein Anhänger,
der folgendermaßen beschrieben wird (Mitteilungen des Uckermärki—
schen Museums und Geschichtsvereins, 1902, Dr. Emil Bahrfeldt,
Der Hacksilberfund von Alexanderhof, Nr. 124): „Amulett, Brust⸗
bild eines schnurrbärtigen Mannes, daneben links
und rechts ein Vogel, um deren Hälse er die Arme
geschlungen hält. Ein höchst merkwürdiges Stück,
dem ich nichts ähnliches dieser Art an die Seite zu
setzen weiß. Mich erinnert indessen der schnurrbär—
tige Kopf an die eigentümliche Form der Wikinger
Köpfe, wie sie auf den ältesten dänischen Münzen
aus der Zeit zwischen 870-900, sowie auf den
dänischen Halbbrakteaten jüngerer Art vorkommen.“
Hauberg, der Direktor des Münzkabinetts in Kopenhagen,
äußerte sich folgendermaßen über das Stück: „Mit Sicherheit kann
man nur sagen, daß das Stück nordisch ist, ob englisch, skandinavisch
oder norddeutsch.“
Den Schnurrbart, der mit Recht dem Münzforscher auffiel,
kann man geradezu als eine Art von Leitfundstück für Beziehungen
zum nordischen Menschen betrachten. Von dem sterbenden Gallier
auf dem Kapitol über die obenerwähnten nordischen Brakteaten
bis zu gotischen Bildgestalten; ähnlich wie der lang herabhängende
Zopf der Frau,'s) ob er in Corbeil (jetzt nach St. Denis verbracht)
die Königin Chrodigilde ziert oder am Dom zu Verona eine un—
bekannte Frauengestalt, auch wenn man nicht wüßte, daß dort einst Ger—
18) Man spricht wohl von dem raschen Wechsel der Kleidermode. Aber dieser
rasche Wechsel zeigt sich doch mehr an der Oberfläche; in einem doppelten Sinn an
der Oberfläche; nämlich bei gewissen Oberschichten der Gesellschaft und an dem in
die Augen fallenden Teil der Kleidung. Unsere Frauen tragen heute noch ärmellose
Hemden, sehr verständigerweise, während wir Manner den Arm viel zu vielfach um—
hüllen. Tacitus erzähll (Germania, 17) die Frauentracht unterscheide sich nicht viel
von der der Männer; nur trügen sie mehr Leinen „und verlängern nicht den oberen
Teil des Gewandes zu Ärmeln; Arm und Schulter bleiben nackt“ Oscar Montelius
macht einmal darauf aufmerksam, daß die germanische Tracht der Hose, Gruche,
breech, ursprünglich getrennte Hosenbeine, daher wir noch heute von einem Paar
Unterhosen sprechen) die ganze Welt erobert habe. Selbst der ferne Japaner zwängt,
wenn er RKuͤlturmensch markieren will, seine krummen und kurzen Beine in die
nordische Tracht der Bose.