St. Oswald —Wodan
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Stütze für diese Behauptung nur auf das Rüssinger Flachbild in
Speyer, wo um das beherrschende Kreuz in der Mitte alle mög⸗
lichen feindlichen Mächte durch Löwe, Drache, Zauberknoten ver—
innbildlicht sind. Die Tür ist bekanntlich die Stelle, wo man durch
das Seichen des Drudenfußes, der drei Weihenamen Kaspar,
Melcher, Balser usw., die bösen Geister am Eintritt zu verhindern
ucht (vgl. unten). Der bärtige Kopf widerstrebt jeder kirch—
lich⸗christlichen Deutung. Bärtige Köpfe für sich allein kommen
freilich verhältnismäßig häufig vor; wie auf dem rätselhaften
Abb. 30131. Wannweil bei Reutlingen. Aus Ed. Paulus, Kunst⸗- und Altertumsdenkmäler in
Württemberag (Verlag von P. Neff IMm. Schreiber]. Eklingen)
Bogenfeld von Pforzheim, wie an der bemerkenswerten Kirche in
Biburg bei Abensberg in Niederbayern; nach Dehio aus der
zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. An einigen Stellen kommt
der Kopf vor mit zusammengeflochtenen Spitzen des Voll— und
Schnurrbarts; das soll einmal höfische Tracht gewesen sein, was
wirklich eine fast einzig dastehende Modetorheit darstellt. Wir
wissen nichts von der Bedeutung dieser bärtigen Gesichter und
halten sie deshalb zunächst für rein ziermäßig. Aber in Wannweil
ist dieser Kopf als Gegenstück zu den sicherlich bedeutsamen Ver—
knotungen angebracht und an derselben Stelle, nämlich am Pfeiler—
kopf der Altarnische, wo der zweifellos mit der Absicht der Ver—
döhnung des Heidengottes verkehrt eingemauerte Altar des Apollo
Grannus in Brenz sich findet. Der Wannweiler Kopf ist sicher nicht
rein ziermäßig gemeint, sondern soll etwas bedeuten.
Die Kirche stammt nach Paulus aus dem Anfang des 10. Jahr—⸗
hunderts, nach Dehio aus der Zeit um 1100. Unser Anhänger
dagegen ist nach dem Alter der mitgefundenen Münzen etwa um