Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Die heilige Kümmernis 
ie⸗ 
hinschlägt; daß der Maler erblindet, der das Gewand des Bildes 
mit roter Farbe bemalt und wiederum sehend wird, als er die 
von der Heiligen gewünschte blaue Farbe nimmt. Ich kann in 
dieser, aber eben auch sehr späten Bilderreihe nichts finden, was 
auf vorchristliche UÜberlieferung hinwiese. Die kirchenamtliche,?9) 
auch von Dehio angenommene Erklärung der Wilgefortis-⸗Küm-— 
mernisverehrung ist die, daß ein altes Christusbild, das diesen noch 
bekleidet am Kreuz darstellte, nicht mehr verstanden worden sei 
und nun erst den Anlaß gegeben habe zu der ganzen Legende von 
der christlich gesinnten Königstochter, die nach dem Willen ihres 
Vaters einen heid— 
nischen Prinzen hei⸗— 
raten sollte und der 
auf ihre Bitte Gott 
einen Bart wachsen 
ließ, um den Bewer⸗ 
ber abzuschrecken, 
wofür sie dann aber 
der heidnische Vater 
ans Kreuz schlagen 
ieß. 
Das deutsche Hei— 
ligenbuch von 1488 
berichtet getrennt 
die Geschichte von 
dem Stadtheiligen 
von Cucca, San 
San Frediano und 
den Juden aus Cor— 
doba — „Wo die Abb. 32. Die heilige Kümmernis. 
Juden reicher waren, dann die Christen; und die Christen waren 
so arm, daß ihrer ein Teil den Juden dienten um Lohn“ —; und 
die Geschichte der heiligen Kümmernis. Beide Legenden gehören 
offenbar zusammen und sind erst durch Spaltungen einer einzigen 
Überlieferung entstanden. Das Gekreuzigtwerden und das Fallen⸗ 
lassen des goldenen Schuhs beim Spielmann erscheint bei beiden. 
Die Sage vom armen Spielmann, dem das Heiligenbild einen 
goldenen Schuh zuwirft für sein schönes Spiel, der dadurch in den 
Verdacht des Diebstahls kommt, aber durch die Wiederbolung des 
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19) So auch Hyp. Delehape, 8. J., les leégender hagiographiques, Kap. 6, 
réminiscçences et survivances pasennes.
	        
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