Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Der reitende Gott 
sprechende Folgerungen gezogen werden; nämlich daß der Reiter 
auf den Zierscheiben eine Gottheit vorstellt. 
Ein fränkischer Grabstein der Bonner Sammlung, aus Nieder— 
dollendorf, zeigt auf der einen Seite wahrscheinlich das Bild des 
Toten mit dem Skramasar, auf der anderen Seite eine Gestalt mit 
Strahlenkranz und CLanze sowie einem auf der Brust ein— 
gezeichneten Kreise; „pvielleicht eine germanische Lichtgott— 
heit“, sagt der Führer durch die Bonner Sammlung. 
In der Stuttgarter Staats— 
ammlung wird ein Brett— 
chen aufbewahrt mit der 
eingeritzten Zeichnung zweier 
Männer. Der Fund stammt 
aus der späteren Völker— 
wanderungszeit und steht in 
Zusammenhang mit den 
Holzfunden, Särgen, soge— 
nannten Totenschuhen aus 
den Gräbern bei Oberflacht. 
Die beiden Gestalten nun 
zeigen einen merkwürdigen 
Kopfputz sowie zwei große 
Scheiben auf der Brust, von 
der ungefähren Größe der 
Zierscheiben. Diese Kreise 
ind in der sonst so rohen 
Zeichnung stark hervorge— 
hoben, offenbar weil sie eine 
besondere Wichtigkeit und 
Bedeutung haben. Diese 
kann nur darin bestehen, 
daß sie Glaubenssinnbilder, 
Heiltumszeichen sind. Die 
ganz großen auf der Brust 
zu tragenden Scheibenfibeln 
des Mittelalters, die in 
der Antike keine Entsprechung haben, mögen ein Nachklang jener 
Heiligenbilder sein; das schönste erhaltene Beispiel jener Fibeln, die 
uns in Bildern der Würdenträger vielfach überliefert sind, ist die 
prachtvolle Adlerfibel der Mainzer Sammlung aus der Zeit Kon⸗ 
rads des 2. Auch der Kopfputz der beiden Gestalten von Oberflacht 
ist sehr stark betont; man könnte darin etwa die Andeutung eines
	        
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