Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Der reitende Gott 
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starken Haarwuchses erkennen, den besonders hervorzuheben z. B. bei 
den Franken Anlaß gewesen wäre, um den Träger als den Ange— 
hörigen der Königsfamilie zu bezeichnen. Davon wissen wir hier, auf 
alemannischem Gebiet, nichts besonderes. Die allgemeine Haartracht 
der Sueben, die freilich nur für eine frühere Zeit bezeugt ist, war 
eine andere; sie trugen das Haar zum Rnoten geschlungen auf der 
rechten, oberen Kopfseite. Ich sehe deshalb in dem Kopfschmuck eine 
Binde, ein Abzeichen, das man zum Gottesdienst trug, wie es auf dem 
IIss 
sessi, 
Abb. 39. In ein Brett geritzte Zeichnung aus den Alemannengräbern 
bei Oberflacht (8tuttgart). 
Silberkessel von Gundestrup deutlicher erkennbar auftritt. Wenn diese 
Meinung richtig ist, würde sie unsere Behauptung bestärken, daß die 
auf der Ritzzeichnung in Stuttgart hervorgehobenen Scheiben eben— 
falls eine besondere, mit der Gottesverehrung zusammenhängende 
Bedeutung haben. 
Eine der Waldalgesheimer Schmuckplatten, Museum in Bonn 
(vgl. Bonner Jahrbücher, Bd. 102, 1898), zeigt den Oberkörper eines 
nach der deutlichen Hervorhebung der Brüste offenbar als weiblich 
gemeinten Menschen, der um den Kopf nach beiden Seiten eine riesige 
fischblasenförmige Zier in Gestalt von Binden trägt. Konstantin 
Koenen (a. a. O.) hielt die fischblasenförmigen Gebilde um den Kopf 
für bloße Flächenverzierung.ss) Cudwig LCindenschmit der ältere da— 
2) Max Verworn, Ideoplastische Kunst, S. 15; „Das Bogenschnörkelmotiv, 
wie es etwa im Umriß der Fischblase sich findet ..... ist das charakteristische ornamen⸗ 
tale Leitmotiv der gesamten keltischen Kunst“. 
Jung, Germanische Götter und Belden.
	        
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