Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Der reitende Gott 
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auffällig kleinen Reiter. Es wird wohl die Meinung Hahnes richtig 
sein, daß nicht der Gott selbst auf dem Hornhausener Stein dar— 
gestellt ist, sondern nur sein Voß, das einen seiner Krieger trägt; 
das Roß ist sehr deutlich als Hengst gekennzeichnet. 
Es ist nicht etwa der CTote gemeint mit dem Reiter. Auf 
dem Grabstein von Niederdollendorf in Bonn, der auf der einen 
Seite den oben besprochenen Gott mit Canze und Strahlenkranz und 
nit dem Heiltumsbildchen auf der Brust aufweist, zeigt die Rückseite 
den Toten; zwar mit dem Kamm in der Hand; aber eben 
doch im Grabe liegend (H. Lehner, Ausgrabungs- und Fundberichte, 
Bonner Jahrbücher, Heft 107, 1901 8. 226). Während der Süd— 
länder sich den Tod und seine Schrecken zu mildern sucht durch eine 
verschönernde und seine Schmerzen verhüllende Darstellung — man 
denke an die attischen Grabsteine —, stellt der Nordländer mit seinem 
stärkeren Wahrhaftigkeitssinn und seinem geringeren Grauen vor 
dem Tode auf dem Grabmal einfach den Toten im Tode dar; zu⸗ 
weilen sogar in der noch grausameren Form des Gerippes. Der 
Reiter auf dem Hornhausener Stein ist sicher nicht der Bestattete als 
lebend gedacht, sondern nach dem Tode; also etwa, wie Hahne es 
auffaßt, auf seinem Ritt zu Walhall. Moͤglicherweise könnte der 
Reiter aber auch eine Gottheit vorstellen und dann käme nur Wodan 
in Betracht. 
„Odin schleudert den Speer über Völker, so kam der Krieg in 
die Welt zuerst“, heißt es in der Edda. Das erinnert, sagt Simrock, 
a. a. O. 5. I77, an Raiser Ottos Speerwurf gegen Dänemark, mit 
dem er gelobte, bei seiner Zurückkunft das Land zu bekehren. Der 
Speer, der später in seiner Hand zum Stabe wird, ist die Waffe 
Wodans. An dem Speer des Wanderers in Schlapphut und Mantel 
zerspringt das beste Schwert; auch wenn es von Wodan selbst früher 
dem Günstling verliehen ist, dem er nun seine Gunst entzieht. 
„Der Sieg Odins über Tyr wird durch den Sieg der CLanze über 
das Schwert entschieden“ (Kichard Meyer, Altgermanische Mptho— 
logie 5. 185). 8. 229: „Vorzugsweise erscheint Wodan als Reiter.“ Der 
Reiter mit der CLanze auf den Jupitergigantensäulen und auf 
den Erzscheiben von Karlsruhe und Zürich ist kein anderer als 
WwWodan.
	        
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