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Gnomen und Kobolde
gens auch der uralte germanische Sagenzug, daß der König durch
einen Hirsch, dem er nachjagt, irregeführt wird wie Dieterich von
Vern am Tor von San Zeno zu Verona (vgl. oben) hinter dem
hirsch herjagt, der ihn, den arianischen Ketzer, in die Bölle lockt. Auch
in der Legende des heiligen Oswald begegnet uns dieser Zug; und
diese Legende, erweist auch damit, wie in der Gestalt des Wanderers
im grauen Mantel mit dem dienstbaren Raben, ihre germanische,
vorchristliche Grundlage.
13. Gnomen und Kobolde. (Johanniskirche in Gmünd;
der Säulenfuß von Markt-Oberdorf im Allgäu.)
Ein⸗ der Gestalten in Hirsau scheint das über ihrem Kopfe befind—
S liche steinerne Gesimse mit den Händen zu stützen. Ähnliches be—
gegnet mehrfach, so z. B. an der Kirche zu Plieningen bei Stuttgart.
Das Tragen ist in der Haltung besonders ausgeprägt bei einigen
kauernden Gestalten an der Johanniskirche in Gmünd. Diese unter
dem Dachgesimse kauernden Männlein mit zu großen Röpfen, mit
langen Armen und kurzen Beinen und mit langem, häufig in Zöpfe
geflochtenem Bart, sehen aus wie die Zwerge und Gnomen des
Märchens; „die Unterirdischen“. In den Gmünder Dachträgern
sollten diese Geister offenbar ins lächerliche gezogen werden. Ihre
Beziehung nach rückwärts in Seiten, als die alten Geister noch als
zu fürchtende böse Mächte erschienen, zu den Abgöttern in der
hirsauer Gestalt, ist aber noch deutlich erkennbar.
*
F
AUbb. 58/59. Von der Johanniskirche in Schw⸗Gmünd.