fullscreen: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

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Gnomen und Kobolde 
gestellt. Die einheimischen Dämonen dagegen werden, wie die obigen 
Beispiele zeigen, wenn man sie schon nicht mehr fürchtet, doch noch 
mit einem gewissen Humor dargestellt, der der Ciebe nicht ganz entbehrt. 
Es wird unten, Abschnitt 23, das Teufelchen an der RKapelle in 
Oberwittichhausen besprochen werden. Es ähnelt dem Teufelchen an 
der mehrbesprochenen Johanniskirche in Gmünd, das einen durch 
den Spitzhut gekennzeichneten Juden holt. Die beiden Kirchen stam— 
men auch ungefähr aus der gleichen Zeit, aus den Ausgängen der 
hohenstaufen. Die künstlerische Form des Teufels hält sich lange; 
eins der ausgebildetsten, mit allen Scheußlichkeiten ausgestattetes 
Stück muß auf einer Tafel Michael Pachers in Augsburg dem hei— 
ligen Wolfgang das Gebetbuch halten. 
Ob nicht die sinnreiche und rührende Sage vom großen Christoffel, 
dem Riesen, der sich Bäume ausreißt, um einen Wanderstab zu haben, 
dessen Riesenkraft aber schwach wird unter der Cast der überlegenen 
sittlichen und geistigen Macht, des Kindleins, das er tragen muß, auch 
eine Erinnerung birgt an die alte Göttersage, an die Thursen und 
Riesen. Es scheint ein allgemein kennzeichnender Zug der Entwick— 
lung zu sein, daß die verdrängten Gebilde von einer bestimmten 
Stufe ab, auf der die Furcht vor ihrer Macht, zu schaden, schon im 
Schwinden begriffen ist, nun lächerlich gemacht werden (vgl. oben). 
Das begegnet auch hier beim großen Christoph. „Es ist,“ schreibt 
Renard in den Bonner Jahrbüchern, Beilage zu Heft 124, 1917, von 
dem Christophorus in Hohensolms bei Wetzlar, „nicht mehr der 
ungeschlachte, etwas komische Geselle, den das 15. Jahrhundert 
aus ihm gemacht hat“. 
Ob nicht — es soll hier gerade nur die Vermutung geäußert 
werden — auch das Auge Gottes, das sich häufig am Kirchen- 
gewölbe findet als ein Auge, nach rückwärts zusammenhängt mit 
dem einen Himmelsauge und dem deshalb einäugigen Himmels— 
gott Wodan. In den Bonner Jahrbüchern 1886 ist ein merkwürdiger 
Ffund abgebildet und von Schaffhausen beschrieben. Ein sechzig 
Millimeter großes Kreuz von gebranntem weißem Ton, auf dessen 
Mitte sich ein großes, mit Strahlen umgebenes Auge befindet. 
Es ist gefunden zwischen römischen Scherben, die Bücheler nach 
den Buchstaben des Herstellungsstempels auf frühe Kaiserzeit ge— 
schätzt hat. 101) 
ioij Wahrscheinlich würde man sie jetzt genauer bestimmen können, nachdem 
Dragendorf und andere die Kenntnis dieser Dinge so sehr gefördert haben. Schaaff- 
hausen fügt dem hinzu: „Das vorliegende Kreuz, dessen unterer Balken abgebrochen ist 
und länger gewesen sein kann, ist wohl für ein christliches zu halten. Dann hätten 
wir hier eine Vereinigung eines christlichen mit einem heidnischen Symbol, wie eine 
colche auch sonst und zumal in Glaubensfachen nachweisbar ist.“ Schaaffhausen stellt
	        
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