Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

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Dem unbekannten Gotte 
gleichzeitig dem Jupiter, dem Besten und Größten, der Juno, der 
Minerva, dem Mars, der Viktoria, dem Herkules, der Fortuna, 
dem Merkur, der Felizitas, der Salus, den ländlichen Schicksals— 
schwestern, dem Silvanus, dem Apollo, der Diana, der Epona, den 
Müttern (Sulevien), dem Genius der kaiserlichen Garde und den 
übrigen unsterblichen Göttern.104) 
Unter der Basilika des heiligen Sebastian an der Via Appia 
hat man ganz neuerdings, auf der Suche nach dem alten Apostel⸗ 
grab, Grabbauten des 2. Jahrhunderts ausgegraben, von denen 
man, trotz bester Erhaltung ihres reichen bildnerischen Schmucks, 
zweifelt, ob sie christlich oder heidnisch sind. Der Leiter der Aus— 
grabungen, der Direktor des römischen Nationalmuseums, Robert 
Paribeni, hält es „nicht für ausgeschlossen, daß sich christliche Sinn— 
bilder auch in ein durchaus heidnisches Grab einschleichen können, 
gerade so gut, wie Septimius Severus das Abbild des Jesus von 
Nazareth in sein Lararium aufnahm“ (Seemannsche KRunstchronik, 
(920, 5. 519). Die heidnische Weiheformel für Grabstein, D. M., 
diis manibus, findet sich noch auf unzweifelhaft christlichen Grab⸗ 
steinen; vgl. Bonner Jahrbücher Heft 70, 1881, 5. 133. 
In BVechten, dem augusteischen Nordseehafen Fectio, stand ein 
Altar, der eine Reihe von olympischen Göttern, aber am Schlusse 
dem Rhein (Kheno) und allen Göttern und Göttinen (dis ornni- 
bdus deabusque) geweiht ist (Eduard Norden, Die germanische Ur— 
geschichte in Tacitus Germania, 1920). 
Die Kelten Galliens und Südenglands ließen sich völlig dem 
römischen Weltreich eingliedern und gaben zum größten Teil auch 
ihre angestammte Sprache auf. Die Deutschen waren staatlich und 
kulturell widerstandsfähiger, wie die Geschichte gezeigt hat. Sie 
behielten ihre staatliche Selbständigkeit und, soweit sie im Stamm— 
lande blieben, ihre Sprache. Diese größere Festigkeit mußte sich 
naturgemäß auch in der Glaubensform äußern. „Während die 
Räter und romanisierten Kelten der Belgica den römischen Rult 
angenommen hatten, hielten die Germanen immer an ihren Na— 
tionalgöttern fest“ (Domaszewski, Die Religion des römischen Bee— 
res. Westdeutsche Zeitschrift, 1895, 5. 45). 
Domaszewski trägt die inschriftlich überlieferten Namen zu— 
sammen. Darunter erscheinen auch die Muttergöttinnen, die, wie 
erwähnt, vermutlich an die Stelle der germanischen Schicksals— 
göttinnen treten. Von dem Mars Thingsus, dem niederdeutsche 
Reiter aus der Gegend von Twente am Grenzwall in England einen 
ioa) Die Liste zeigt keltischen Einschlag“. E. Windisch a. a. O., S. 104.
	        
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