Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

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von den Zusammenhängen wiedergibt und so zu ichtümlichen Um— 
gestaltungen des Naturvorbildes kommt. 
In dem Berggeist Rübezahl stecken sicherlich Züge von Wodan, 
der vor dem siegreichen Christengotte in die Berge flüchten mußte; 
der vielleicht auch tatsächlich und geschichtlich noch zu späterer Zeit 
in Zusammenkünften seiner Getreuen an heimlichem Ort in den 
Bergen verehrt wurde und absichtlich als Christenschreck verwendet 
wurde; daher stammt vermutlich die Spukverrufenheit des Brocken. 
„Mit dem Teufel, den sie fabeln, wollen wir sie selbst erschrecken“, 
schreibt Goethe. Diesen Rübezahl umfliegen noch in der Gestalt, 
die CLudwig Richter der alten Volksüberlieferung gegeben hat, die 
Raben, die Boten Wodans (siehe oben s. 172). 
Wie die Raben dazu kamen, zu Begleitern des Schlachtengottes 
zu werden, wird jedem sofort verständlich sein, der in diesem Kriege 
in Gegenden gekommen ist, wo schon längere Zeit Stellungskrieg 
war. Die große Zahl von Raben, Krähen, Raubvögeln, in der 
Champagne auch merkwürdig massenhaft Elstern, die man bestän— 
dig ins Scheerenfernrohr bekam, fiel jedem auf. Sie lebten von den 
Opfern des Kriegs; aber mehr auf der französischen Seite als bei 
ans, weil wir unsere Toten viel rascher und sorgsamer zu bergen 
und vor den Vögeln des Himmels zu schützen suchten als die darin 
unglaublich rohen Franzosen. 
Ein auffallend deutlicher Nachhall der deutschen Göttersage 
findet sich in einem siebenbürgischen Märchen, bemerkenswert be— 
sonders auch wegen der engen, wie der Herausgeber mit Recht her— 
vorhebt, fast wörtlichen Üübereinstimmung mit Stellen der Wölsunga— 
sage in der nordischen Überlieferung; was übrigens wiederum auf 
deren deutsche, südgermanische Herkunft hinweist. In dem sieben— 
bürgischen Märchen (vgl. Wilhelm Schuster, Woden, ein Beitrag 
zur deutschen Mythologie, Programm des Untergymnasiums zu 
Mühlbach, Hermannstadt 1856) heißt es: Ein Junge erbt nur ein 
Schwert. Ein einäugiger Alter warnt ihn, nicht in den Wald zu 
gehen. Der Junge tut es doch, erschlägt nacheinander einen drei— 
köpfigen, sechsköpfigen, zwölfköpfigen Drachen. Ein Zwerg erscheint, 
der in Gestalt einer Kröte große Schätze bewacht hat. Der einäugige 
Alte schenkt dem Jungen ein achtfüßiges Roß aus seinem Stall. Acht— 
füßig ist Odins Roß (Sleipner); einäugig ist Wodan. 
Daß die Sage ursprünglich Tatsachenbericht und keineswegs Erdichtung 
sein will, ist jetzt sicher. Diesen tatsächlich geschichtlichen Kern der Sagen heraus— 
zuschälen, kann eine äußerst reizvolle Schliemannaufgabe sein. Eine bemerkenswerte 
Hermutung sei hier aufgezeichnet, lediglich auf die Verantwortung ihres Urhebers. 
Fr. Schönwerth, Aus der Oberpfalz, Sitten und Sagen, glaubt beobachtet zu haben, 
Jung, Germanische Götter und Belden. 
Der wilde Jäger
	        
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