214 Der Wettermacher Donar—St. Peter
nach, sondern nur durch das Herrscherhaus hessischen Odenwalde,
von dem der Rodensteiner mit der wilden Jagd auszieht; in einer
Gegend, wo der Name Wode noch heute unter den Bauern lebendig ist
(vgl. oben 5. 122). Ich erinnere an den Gudensberg im Kurhessischen,
der noch 189 Wodenesberch, 1226 Wuodensberg heißt (K. Schu—
macher, Zur CTopographie und Geschichte der Rheinlande, Mainzer
Zeitschrift 1912), also sicher nach Wodan heißt. Das merkwürdigste
am Großlindener Tor sind wohl die fünf Gestalten unten. Erust
rzörster (Denkmale deutscher Kunst 1864) will in der Gestalt mit dem
Hhammer links Donar erkennen (vgl. oben Abschnitt 3). Man hat die
GHestalten vielfach folgendermaßen gedeutet, von links nach rechts:
als den Baumeister mit der großen Zimmermannsart; als den welt—
lichen Herrn der Gegend mit der Kirchenfahne (Tübingen hat die
Kirchenfahne im Wappen und die Pfalzgrafen von Tübingen haben
zeitweilig hier die CLandesherrschaft gehabt; aber die Kirchenfahne
ist häufig als Wappen); als den Bischof und schließlich den Schutz—
herrn der Kirche, den hl. Petrus. Die Zusammenstellung wäre auf—
fällig, aber wohl nicht unmöglich. Bei allen Gestalten außer dem
Bischof ist ein langwallender Bart stark betont. Die Cangbärtigkeit
kennzeichnet, wie oben an den Hirsauer Abgöttern auszuführen war
und weiter unten noch durch ein Steinbild aus Murrhardt bestätigt
wird, in der christlichen Darstellung häufig die heidnischen Unholde,
die alten Götter und ihre Priester. Vgl. auch die bärtigen Gnomen
unter dem Dachgesims in Gmünd (Abschnitt 13), ferner die vom
Löwen der Verdammnis gefaßten Priester an den Säulen von Speyer
und San Seno im Münchener Nationalmuseum (Abschnitt 12).
Die Zimmermannsart hat man auch mit dem Sällen der hl.
Eiche durch Bonifazius in Verbindung gebracht. Man setzt die Stätte,
wo Bonifazius die Donareiche gefällt hat, nach Hofgeismar; neuer—
dings nach Fritzlar. Beide Orte liegen nicht allzu weit nördlich
von Großlinden; in Kurhessen. Die Genossen des Bonifazius werden
sicher nach dem Erfolg ihres Meisters mit dem Fällen der Donar—
eiche diese Maßregel öfters wiederholt haben; die Richtung des
Falles werden sie dabei genauer beobachtet haben, damit nicht alle—
mal ein Wunder helfen mußte.
Was bedeutet das zirkelähnliche Werkzeug des angeblichen
Petrus rechts? Ist es etwa ein entartetes oder christlichverhülltes
Blitzzeichen, das den Wettermacher kennzeichnen soll; das sich
u. a. auf der Müncheberger Speerspitze (s. Abschn. 22) findet,
und dort, durch die Vereinigung mit Hakenkreuz und Drei—
bogen unzweifelhaft als Heiltumszeichen gekennzeichnet ist.
Auf dem Petersberg bei Slintsbach, südlich Brannenburg im