Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

216 Der Wettermacher Donar —St. Peter 
ziehung des Hakenkreuzes gerade auf Donar keinen deutlichen 
Anhaltspunkt; hier haben die fortgeschritteneren Götter, Wodan 
und Siu, den ursprünglicheren Donar schon so weit zurückgedrängt, 
daß sie auch das Lichtsinnbild des Hakenkreuzes für sich in Anspruch 
genommen haben. Es steht vermutlich dem zu, der der eigentliche 
Hhimmelsgott ist; also bei uns erst Ziu und dann Wodan; wenn es 
wirklich, wie mindestens sehr wahrscheinlich ist, von Sonnenrad ab— 
geleitet ist (so Hans Hahne, Führer durch das Ballische Museum 
für Vorgeschichte, s. 36). 
Der Sulzbacher katholische Kalender von 18607 bringt geschicht— 
liche Einzelheiten über das eben erwähnte Peterskirchlein auf dem 
kleinen Madron bei Flintsbach. Man nimmt an, daß es von sehr 
alter Gründung ist; nach v. Koch-Sternfeld ist das Peterskirchlein die 
Mutterkirche des ganzen Tälergaus; der Bayernapostel Rupert selbst 
soll die erste Mönchskolonie auf den Petersberg geschickt haben. Die 
Wahl dieses steilen und hohen Bergs zur ersten oder jedenfalls einer 
der ersten christlichen Stätten in einem erst zu bekehrenden CLande 
ist äußerst auffällig. Der Grund kann nur der obengenannte gewesen 
sein; nämlich daß man eine dort eingenistete vorchristliche Gottes— 
oerehrung verdrängen mußte. 
Peterskirchen auf Bergen zeigen der Petersberg bei Deisen- 
hofen, Bezirksamt Dachau, der Petersberg bei Halle, der Petersberg 
bei Erfurt, der Petersberg bei Fulda. Alle vier waren Benediktiner— 
niederlassungen. Die Vorliebe des heiligen Benedikt für Berge würde 
also hier die Wahl der hochgelegenen Stätte genügend erklären; 
Bernhard liebte die Täler, Benedikt die Berge. Bernardus valles, 
montes Benedictus amavit. Es wäre Aufgabe einer genaueren 
Untersuchung, ob nicht doch auch hier ältere gottesdienstliche Be— 
stimmung dieser Berge das Auge der Klostergründer und christlichen 
Sendboten auf sie gelenkt haben. Der Petersberg bei Halle scheint 
eine besondere Bedeutung in der Volksüberlieferung zu haben. 
Petersberg und Michelsberg um die Niederlassung des heiligen 
Bonifazius in Fulda haben sicher eine vorchristliche Vergangenheit. 
Das Kirchlein auf dem Petersberg bei Fulda ist von sehr alter 
Gründung und der heute noch vorhandene Bau wahrscheinlich in 
wesentlichen Teilen noch karlingisch, wie die Kirche auf dem Michels— 
berge neben dem Dom dortselbst. Das Peterskirchlein, von einem 
unsagbar reizvollen Hauch der Vergangenheit und des Runstsinnes 
der Vorfahren umweht, birgt jene merkwürdigen fünf Flachbilder 
in Stein; Bonifazius, dieser durch Beischrift gekennzeichnet; Maria 
mit dem Kinde; Christus und zwei Fürsten, vermutlich Pipin und 
Karlmann, auf schönen Faltstühlen, ähnlich dem in Salzburg er—
	        
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