Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

234 Kreuz und Sonnenrad 
tatsächlich nichts anderes sein als ein wichtiges Abzeichen und zwar 
nach Wert des Stoffes und Art der Ausführung ein für die damalige 
Zeit sehr wertvolles und seltenes Abzeichen. 
Am gleichen Ort ist eine in Mähren gefundene Gußform für 
kleine Rädchen abgebildet (eine zweite ganz ähnliche ebenda S. 134, 
Tafel LVIII; ferner, aber aus Italien, bei Oskar Montelius, Die 
vorklassische Chronologie Italiens, Tafeln, Tafel XVI, Fig. 9); einen 
Gebrauchszweck können auch diese Rädchen nicht haben. Sie müssen 
daher notwendig eine besondere Bedeutung haben. 
Bei Forrer, Reallexikon der klassischen, 
vorgeschichtlichen und frühchristlichen Alter— 
tümer, ist auf Tafel 2606 Fiff. 29 ein Siegel⸗ 
ring abgebildet, der ein achtspeichiges Rad 
als alleiniges Zeichen trägt. Eine als 
alleiniges Bild auf einem Siegelring be— 
findliche Zeichnung hat doch sicherlich eine 
sinnbildliche Bedeutung. 
Man hat auf den vermutlichen Zu— 
ammenhang zwischen dem vorgeschicht— 
lichen Radzeichen und dem frühchristlichen 
Lhristussiegel aufmerksam gemacht (Ed. 
Rapp, Das CLabarum und der Sonnenkul— 
tus; Bonner Jahrbücher, Bd. 39). Das 
Labarum, das Christuszeichen, soll be— 
— 
der Schlacht gegen Maxentius erschie— 
nen sein, „in diesem Zeichen wirst du 
siegen“. „Um die Germanen in seinem Heer an seine Sache zu 
fesseln, wußte Konstantin kein besseres Mittel, als sich zu ihrem 
altvölkischen arischen Lichtsinnbild zu bekennen, das nun allerdings 
als Christussiegel durch Anfügung des Rhohakens entheidnischt 
wurde. Daß des Ronstantins Fahnenbekenntnis nichts anderes 123) 
als das zum germanischen Lichtdienst war, geht deutlich aus den 
Bildern des CLabarums auf seinen Münzen hervor: die Spitze 
trägt die Sechsspeichung und das Tuch weist drei Sonnenscheiben 
nebeneinander.“ Es war sehr zweckmäßig gehandelt von RKonstantin 
7 
ies) „Nichts anderes“: das ist wohl falsch. Aber das Verbinden verschiedener 
Ehrfurchtskreise lag jener Zeit der Religionsmengerei durchaus nahe. — Osc. Mon- 
telius, Das lateinische Krenz, Mannus, 1918 schreibt, das griechische Kreuz habe 
mit Christi Kreuz nichts zu nun; in dem lateinischen Kreuz fänden sich d'ie üralten 
Sinnbilder des Sonnengottes, Rad und Art; das Marterholz Christi aber wurde lange 
Jahrhunderte nur 7T-förmig dargestellt und habe wahrscheinlich auch so ausgeseheñn; 
das Wort der Ouellen oravooç heiße nur Pfahl.
	        
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