Kreuz und Sonnenrad
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Rapp a. a. O.), „diese dreifach bedeutsame Form an die Spitze
der Stange zu setzen, durch welche sein Heerbanner für Sonnen-
and Christusverehrer zugleich zur Oriflamme von Siegen
werden sollte.“
Auf einem als konstantinisch-byzantinisch angesprochenen gol—
denen Siegelring (siehe Forrer, Reallexikon der prähistorischen, klas—
sischen und frühchristlichen Altertümer, Tafel 62 Fig. 20) hat das
angebliche Chi⸗-Kho — das Rho ist durch einen kleinen Halbkreis am
oberen Ende der senkrechten Speiche angedeutet — acht Speichen:
also mehr Durchmesser, als die Buchstaben rechtfertigen, aus denen
es angeblich zusammengesetzt ist. Auf dem frühchristlichen Grabstein
der Rignedrudis in Bonn fehlt beim Sechs-Speichenrad jede An—
deutung des Rhohakens.
Auffällig immer—
hin und eine ge—
wisse Bestärkung
für die obige Ver—
mutung ist doch,
daß die goldene Le—
gende des Jacobus
de Voragine, der
natürlich aus älte—
ren Quellen schöpft,
ausdrücklich erzählt,
Konstantin habe so—
fort nach der Schlacht
im Jahre 312 die
Feldzeichen ändern
und mit dem Chri—
stussiegel versehen
lassen. Diese Be—
merkung verrät eine
gewisse Absicht des Legendenschreibers. Denn sie kann in dieser
Weise nicht richtig sein. „Das Cabarum, das Kreuzeszeichen als
Fahne des Heeres, erscheint erst im Jahre 330“ (Albrecht Dietrich,
Der Untergang der antiken Religion). Es waren natürlich längst
nicht mit der Bekehrung des KRonstantin auch alle seine Soldaten
sofort Christen geworden. Es wäre auch sehr töricht von Kon—
stantin gewesen, die überlieferten Glaubensformen seiner Soldaten
derartig zu mißachten, daß er ihnen sofort das Sinnbild des fremden
und bisher durch seine jüdische Herkunft verachteten Glaubens
aufgenötigt hätte. Man vergleiche auch den frühchristlichen Grab—
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