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Kreuz und Sonnenrad
stein der Bertiswindis und des Randoaldus aus Worms, Ab—
bildung 86 5. 235. Vierspeichige Räder sind auffällig und getrennt
um das christliche Kreuz herumgesetzt, sicherlich nicht nur als Ver—
zierung, wie allerdings noch Cudwig Lindenschmit, Handbuch der
deutschen Altertumskunde sS. 202, meint. Auch Montelius, am
sofort anzuführenden Ort, hält diese Räder für Glaubenssinnbilder.
Ähnliche Radkreise finden sich auf einem frühchristlichen Grab—
stein in Bonn, Führer durch das Provinzialmuseum, Bd. J Taf. 30.
„Das Radkreuz gibt uns all—
gemein als Götterzeichen, im
besonderen dem Sonnengott
Wodan geweihte Orte an“
Hellmar Kalliefe, Korre—
spondenzblatt d. dtsch. Gesch.
und AltertumsVer. 6018
5p. 167 ff.).
Es kann hier abgesehen
werden von einer Entschei—
dung der Frage, ob das Zei—
chen des christlichen Kreuzes
mit dem vorchristlichen Glau—
benszeichen des Radkreuzes
geschichtlich zusammenhängt
oder ob das Kreuz als christ—
liches Sinnbild selbständig
aus dem Kreuzigungskreuz
entstanden. Sicher scheint aber soviel, daß ein Zusammenhang
des neuen Abzeichens mit dem alten Radkreuz des Sonnendienstes
im Volke empfunden und deshalb von den christlichen Priestern
bekämpft wurde. Das Marterholz des Kreuzes hatte vermut—
lich gar nicht die Kreuzform, sondern die T-Form. Das Kreuzes-
zeichen dagegen hat in all seinen frühen Formen vier gleich lange
Arme nach allen Seiten. Es kommt, wie gesagt, aber für die fol—
genden Ausführungen nicht auf diesen einzelnen Zusammenhang an,
sondern nur auf die Tatsache, daß das Kreuz schon in vorchristlicher
Zeit ein Glaubenssinnbild war; daß Kreuz und Sonnenrad „schon
Jahrhunderte vor Christi vom fernsten Osten bis zum fernsten Westen
nachweisbar sind“ (Heinrich Bergner, Kirchliche Kunstaltertümer).
„Objektive Betrachtung“, meint Viktor Schultze, Archäologie
der altchristlichen Kunst, sS. 26060, „führt sicher zu dem Schlusse, daß
das konstantinische Christuszeichen keinerlei religiösse Beziehung nach