Kreuz und Sonnenrad
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suchungen hervorgehoben und belegt wird, der bevorzugte Platz
für solche Segenszeichen; freilich auch für feindliche Zeichen, teils
um deren Macht durch die Verbindung mit Heilszeichen zu brechen,
teils um die durch diese Zeichen gebannten Dämonen vom Eintritt
fernzuhalten. Der Drudenfuß oder Fünfstern wird in diesem Sinne
angewendet.
„Gesteh ichs nur,
daß ich hinausspaziere,
oerbietet mir ein kleines Hindernis
der Drudenfuß auf euere Schwelle“
sagt der Teufel.128)
Wie die sterngefüllten Kreise auf diesen beiden Türstürzen
neben die christlichen Sinnbilder gestellt sind, zeigt, daß diese Stern—
kreise als besondere Heils- oder Zauberzeichen gemeint waren und
nicht etwa als bloße Verzierung zur Raumaussfüllung.
Man vergleiche dazu das Bogenfeld in Weinsberg (siehe unten),
wo die Kreuze, in ganz entsprechender Weise wie auf dem Würzburger
Türsturz mit dem Sonnenstern, mit der Kerze oder heraldischen Lilie
zusammengestellt sind. Daß diese ein heiliges oder Zauberzeichen ist,
wird unten im Abschnitt 27 noch näher ausgeführt werden.
An der Kirchentür werden die unheimlichen, die vorchristlichen
Zauberzeichen abgebildet in Stein, um sie so im Bilde zu fesseln und
damit zu bannen. Das Kreuz wird daneben gesetzt, um die Ge—
fahr zu beschwören, die damit gegeben ist, daß man die Dämonen
mit ihren Zauberzeichen an die Wand malt; wie man das Seichen
des Kreuzes schlägt, wenn man dem Gott-⸗sei-cbei⸗-uns begegnet.
Daß dieses die Meinung war bei der Zusammenstellung der
Kreuze mit den anderen Zeichen, wird einwandfrei dadurch erwiesen,
daß derselbe Brauch in bestimmten Gegenden Deutschlands ja heute
noch geübt wird. Vor den zwölf Weihenächten nach der Winter—
sonnenwende, in denen die bösen Geister besondere Gewalt haben,
malt der Bauer in Oberbayern heute noch, zuweilen auch der
Priester, sein C. M. B. zwischen Kreuzen über die Haustür und
die Stalltür; um Unheil abzuwehren. Vgl. Joh. Nep. Sepp, Die
Religion der alten Deutschen und ihr Fortbestand, Abschn. J5, Heili—
gung der Tür mit drei Runen auf Großneujahr; Abschn. 15, Die
magischen Namen Kaspar, Melchior, Balthasar. Ich bin mir be—
iae) Die Sterne sind ganz sicher nicht nur Flächenfüllung, wie E. Brenner a. a. O.
meint. Brenner denkt sogar an die Moglichkeit, daß diese Radkreise aus dem Christus-
ãegel entstanden, also dieses „durch Verlust des Hakens des Rho in ein Rad ver—
wandelt“ sei. Das ist doch schon dadurch ausgeschlossen, daß die Radkreise acht Strahlen
haben, statt sechs, wie das Christuszeichen.