Kreuz und Sonnenrad
mit nach außen sich verbreiternden Speichen Mondbilder (7) und ein
Schlüssel (Abbildung Nr. 92; vgl. auch Dehio, Geschichte der deut—
schen Kunst, Abbildungen, s. 289). Die kleine Kirche Dompeter steht
ganz außerhalb der bewohnten Ortschaft und ist der Überlieferung
nach von uralter Gründung. Der Schlüssel des Wettermachers Petrus
hat vielleicht den Hammer des Wettergottes Donar ersetzt. Vgl. oben
Abschn. 19. An der sicher auf vorchristlicher Verehrungsstätte er—
bauten Kapelle in Belsen bei Tübingen, von der später noch die
Rede sein wird, sind an den Türstürzen zweier Eingänge eine ganze
Anzahl von Sonnenkreisen eingemeißelt.i81) Ein in diesem Zu⸗—
sammenhang höchst bemerkenswerter Türsturz findet sich in Wersch—
weiler in der Pfalz; vgl. Baudenkmäler in der Pfalz, Bd. I. Auf
einem Türsturz in Rufach finden sich Sonnenräder im Kerbschnitt.
„Es ist sehr auffallend“, schreibt der Anz. f. elsäss. Altertkde., 1917,
5. 81I, „wie gerade im Elsaß das Sonnenrad auf romanischen Tür—
stürzen und Grabplatten verhältnismäßig häufig wiederkehrt.“ Man
wird meines Erachtens — man denke an die vielen Belege aus
Schwaben — darin eine Besonderheit des alemannischen Glaubens⸗
lebens sehen dürfen; dort hielt sich der alte Himmelsdott und sein
Zeichen länger als anderswoIs
Es kommt, wie schon zu betonen war, für die vorliegenden
Untersuchungen nicht ausschlaggebend darauf an, ob Konstantin
mit seinem Christussiegel, dem sogenannten CLabarum, — das angeb—
lich aus den Anfangsbuchstaben Christi Chi und Rho besteht, aber
mehrfach acht Speichen zeigt, also mehr als die Buchstaben er—
fordern, — wirklich bewußt den Anklang an das nichtchristliche
Sonnenrad gesucht hat. Es genügt vielmehr, wie schon gesagt,
für unsere Betrachtungen, daß das Sonnenrad ein vorchristliches
Heilszeichen ist, was zweifellos ist; und daß die verschiedenen
Sonnensinnbilder — nämlich Rad, ineinandergelegte Kreise, stern—
un) Eine planmäßige Sammlung würde sicher sehr viel neuen Stoff bringen.
Ich weise dazu auf die Bemerkung in der Vorrede hin, daß in der deutschen Denk⸗
mälerforschung überhaupt und besonders für die hier behandelten Aufgaben noch
biel Arbeit zu leisten ist und daß diese Arbeit zu einem erheblichen Teil nur von
ortlichen Forschern und Liebhabern geleistet werden kann. Wenn wir auch in Dehios
handbuch der deutschen Kunstdenkmäler und in den großen Denkmälerwerken der ein⸗
zelnen deutschen Länder sehr gute Nachweisungen und einen trefflichen Überblick über
den Gesamtbestand haben, so muß doch von den Einzelheiten, die man für bestimmte
Untersuchungsziele wie das unsere braucht, sehr vieles noch an Ort und Stelle
gesucht werden und kann nicht aus Büchern geschöpft werden
2) Bei Hugo Prinz, Altorientalische Symbolik, 1914, werden achtarmige
Sterne und Räder von vorderasiatischen Denkmälern als Sonnensinnbilder bezeichnet;
ñe entsprechen dem oben besprochenen Murrhardter Stermeichen durchaus.