Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

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Kreuz und Sonnenrad 
Die schon erwähnten massenhaft gefundenen Radnadeln, lange 
haarpfeile, den neuzeitlichen Hutnadeln ähnlich, mit einem vier— 
oder mehrspeichigen Rad, zuweilen noch mit einem zweiten inneren 
Kadkreise, sind so gleichmäßig von Art, daß die Form dieses oberen 
Radabschlusses eine besondere sinnbildliche Bedeutung gehabt haben 
muß; und dafür kann wohl nur das Heilszeichen des Sonnenrades 
in Frage kommen. Man hat, um diese auffällige Gleichheit der 
räumlich überall verbreiteten Form zu erklären, angenommen, daß 
diese Radnadel an bestimmten Berstellungsorten in Massen her— 
gestellt und durch den Handel verbreitet worden seien. „Das einzige 
üdwestdeutsche Fabrikationszentrum, das wir bestimmen können, 
ist das der Radnadel an Neckar⸗- und Mainmündung.134) 
Aber auch wenn wir solche fabrikmäßige Herstellung annehmen, 
ist die Festigkeit der Form über so lange Zeiträume nur durch eine 
jakrale Bedeutung zu erklären. Der frei gelassene Fiertrieb wäre 
erfindungsreicher gewesen. 
Bei Dürkheim in der Pfalz liegt die schon erwähnte Felswand 
des Urummholzer Stuhls; so wird er genannt im Volksmund; im 
Schriftwesen ist die erst im 19. Jahrhundert von Gelehrten gebildete 
Bezeichnung Brunoldisstuhl durchgedrungen. Die Felsgruppe wurde 
aller Wahrscheinlichkeit nach in römischer Zeit als Steinbruch be— 
nutzt (vgl. F. Sprater, Konservator, und A. Becker, Der „Brun— 
holdisstuhl“ bei Bad Dürkheim, Kaiserslautern 1917); sie weist 
überall die Spuren der Bearbeitung auf. An einer Stelle findet 
sich die sehr roh gearbeitete Gestalt eines Mannes mit erhobenem 
linkem Arm, in dem Sprater einen einheimischen CLichtæ und Sonnen— 
gott erblickt, der in der künstlerischen Darstellung die Form eines 
römischen Jupiters annimmt, wie der galoppreitende Gott auf den 
sogenannten Jupitergigantensäulen (vgl. oben Abschnitt ). Sprater 
bringt zu den zwei Jupitern von Gigantensäulen, die das zweifellos 
nordische und unrömische Abzeichen des Sonnenrades tragen, noch 
zwei weitere derartige Darstellungen, auf Viergöttersteinen aus 
Dunzweiler und Niederwürzbach, in Speyer. 
Der Krummholzerstuhl war noch im Anfang des 19. Jahr— 
hunderts die Stätte „eines wahrscheinlich aus einem heidnischen 
Gebrauch herrührenden Freudenfeuers“, „des verblaßten Restes 
39 v. Rauch, Führer durch die Sammlungen des historischen Museums in 
Heilbronn. Die junge, aber unter der Leitung von Professor Vonderau rasch wach⸗ 
sende Sammlung der Stadt Fulda hat, wie nur beispielsweise erwähnt sei, eine ganze 
Anzahl dieser kennzeichnenden Radnadeln aus der späteren Bronze⸗ und der frühen 
Eisenzeit. Massenhafte Beispiele der Kadnadeln auch im Paulusmuseum in Worms.
	        
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