Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

eines einst weithin geübten gehaltvolleren, kultmäßigen Frühlings— 
brauchs“ (A. Becker a. a. O.d. 
Hakenkreuz und Sonnenrosse 
Es ist merkwürdig, daß die Pfalz trotz aller kriegerischen Schicksale und Ver— 
wüstungen, die sie erfahren hat, und trotz der vielfachen Mischung ihrer Bevölkerung 
sich doch noch verhältnismäßig so viele alte und bodenständige Überlieferung bewahrt 
hat. In Heidelberg wird ein Frühlingsfest, der sog. Sommertag, gefeiert, dessen 
uralte religionsgeschichtliche Zusammenhänge Albrecht Dieterich nachgewiesen hat (Albr. 
Dieterich, Der Sommertag). 
An der Felswand des Krummholzer Stuhls befinden sich eingeritzte Zeichnungen; 
sie stellen Pferde dar und Radkreise, deren senkrechter Durchmesser nach unten ver— 
längert ist (s. Abb. 38 5. 238). Diese gestielten achtspeichigen Radkreuze sehen genau 
so aus, wie die mehrer erwähnten massenhaft in Gräbern sich findenden erzenen 
Ziernadeln, die oben das Radzeichen tragen. 
Die erwähnte volkskundliche CTatsache, verbunden mit diesen Denkmälern, setzen 
es außer Zweifel, daß die auffällige Felsgruppe des Krummholzer Stuhls eine Stätte 
der Sonnenverehrung war. Vgl. A. Becker a. a. O. Der Brunholdisstuhl als Kultstätte. 
Neben dem Sonmnensinnbild stehen die Bilder von Pferden; Pferde ziehen den 
Sonnenwagen; val. den nächsten Abschnitt. 
22. Hakenkreuz und Sonnenrosse. 
Iym zweiten Buch der Könige im Alten Testament wird von König 
J Josia erzählt, er beseitigte die Rosse, die die KsGnige von Juda 
zu Ehren der Sonne am Eingang zum Tempel Jahwes hingestellt 
hatten: die Wagen der Sonne aber verbrannte er. 
Ums Jahr 732 schreibt Papst Gregor der III. an den heiligen 
Bonifazius: „Du erwähnst sodann auch, daß einige Leute wilde 
Pferde, viel mehrere aber gezähmte Pferde essen. 135) Das, heiligster 
Vater, laß fürderhin um keinen Preis mehr zu... denn es ist unrein 
und verabscheuungswert.“ Das Pferd ist ein reiner Pflanzenfresser 
und sein Fleisch deshalb sicherlich nicht unreiner als das Fleisch des 
Rindviehs. Es wird ja auch heute Pferdefleisch wieder in ziemlichem 
Umfang genossen. Der Abscheu des Priesters gegen das Pferdefleisch 
beruhte nur darauf, daß das Pferd ein vorchristliches Opfertier war 
und der Sonne hbeilig. 
is6) Noch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stellt die Stadt Kaisers— 
lautern Feldschützen an gegen die wilden Pferde, die es also damals noch in den 
Pfälzer Bergen gab.
	        
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