Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

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Hakenkreuz und Sonnenrosse 
Donarsheiligtum bei Brannenburg (vgl. oben Abschnitt 19) an— 
gebracht ist. Aber Sonnenverehrung und Feuerverehrung hängen 
enge zusammen; also könnte das Hakenkreuz auch ein gemeinsames 
Zeichen für beide sein. Jedenfalls wurde es noch im hohen Mittel— 
alter als ein heidnisches, dem Christentum feindliches Zeichen emp— 
funden. Das beweist am deutlichsten das besprochene Bogenfeld 
von Oberröblindgen: aber auch die unten noch zu besprechende Art 
und Weise, wie Haken— 
kreuz und Kerze oder 
heraldische Lilie vielfach 
an der Außenseite der 
Kirche zusammen ange— 
bracht sind, sicher um sie 
als Zeichen der feindlichen 
Mächte derart zu bannen; 
vgl. zum Beispiel an der 
Kirche in Weinsberg. Daß es als feindlich und gefährlich 
empfunden wurde, beweist ferner der Umstand, daß es immer 
ein wenig verändert, verbogen, verhehlt wird, wo es in christ— 
licher Zeit auftaucht. Das ist kennzeichnend dafür, wie ge— 
fürchtete Sinnbilder in ursprünglichen Zeiten behandelt werden; 
man fürchtet sich, sie unmittelbar und unverhüllt zu berufen. Daß 
das Hakenkreuz in frühchristlichen Zeiten auch als freundliches, als 
heilszeichen und unverhohlen gebraucht wird, z. B. an der so— 
genannten Rupertskasel des Benediktinerstifts St. Peter in Salz— 
hurg, ist auch noch durchaus im Rahmen dessen, was man sonst 
in glaubensgeschichtlichen Dingen beobachtet. Ein hochstehender 
Mensch wie Gregor der Große will die vorhandene Ehrfurcht der 
Menschen benutzen, um sie zu den von ihm für richtig gehaltenen 
Anschauungen sanft hinüberzuführen. Er verbietet deshalb, die alten 
Heiligtümer zu zerstören und verächtlich zu machen. Ein anderer, 
leidenschaftlicher oder hassender, weil innerlich unsicherer, hält es 
zunächst für die dringlichste Bekehrungsarbeit, die alten Beiligatümer 
des Volks möglichst herabzuwürdigen. 
War das Hakenkreuz nachweislich in früher Seit ein heiliges 
Zeichen der Deutschen, so ist es von vornherein wahrscheinlich, 
daß bei seinem häufigen Gebrauch in späterer Zeit jene Gedanken— 
verbindungen noch nicht ganz verschwunden waren; wissen wir 
doch nun aus neueren Ergebnissen der Volkskunde, der Glaubens— 
und Rechtsgeschichte und der Geschichte überhaupt, auch aus einigen 
Nachweisen der vorliegenden Schrift, daß sehr viel mehr uralte 
Vorzeit noch neben uns lebt, als wir bisher wußten. 
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