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Der Hain des Schwertgottes
im Ostteil des Arnsberger Waldes mit dem Abschluß in der Ebene
üdlich Werl stattgefunden habe (vgl. O. Henke und B. Lehmann, Die
ieueren Forschungen über die Varusschlacht). Dort sind, wie schon
erwähnt, ganz neuerdings Münzfunde gemacht worden, die sehr auf—
fällig sind. Dort lebt die Weissagung, das ist die Erinne—
rung von einer großen Entscheidungsschlacht zwischen dem Norden
und dem Süden. Dort finden sich die Steinhügel, in denen Hülsenbeck
und die letztgenannten Forscher die Bestattungsarbeiten erkennen
wollten, die die Legionen des Germanikus bei dessen Besuch des
Schlachtfeldes im Jahre 15 ausgeführt haben.
Wenn die Hügel nicht ganz neuer Zeit angehören, können sie nach der Massen⸗
haftigkeit und Gleichmäßigkeit der Anlage eigentlich nur der Römerzeit angehören;
die Massenhaftigkeit der Haufen, ihre Anlage nach einem ganz bestimmten und gleich⸗
mäßigen Plane, setzt eine entwickelte Massenarbeit unter einheitlichem Befehl und
demnach eine gesellschaftlich⸗staatliche Ordnung und Machtform voraus, die in dieser
Begend das ganze Mittelalter nicht zur Verfügung hatte, sondern nur die römische
Zeit und der neuzeitliche Staat. Auffällig bleibt freilich, daß sich nach den Berichten
zar keine Knochen oder sonstige Reste in den Steinhaufen gefunden haben. Es soll
an der raschen Zersetzung liegen, die der Salzgehalt des dortigen Bodens bewirkt.
Im Jahre 1912 haben Schuchhardt und Weerth vierzehn Tage lang dort gegraben
und eine ganze Anzahl jener Steinhaufen untersucht; es wurde gar nichts von Leichen⸗
resten oder ähnlichem gefunden, was irgendwie die Meinung Hülsenbecks bestätigen
könnte. Demnach müßte man also auf diese erhoffte Unterstützung der Hülsenbeckschen
Meinung vom Schauplatz der Varusschlacht verzichten.
2. Der Hain des Schwertgottes (Schwertsloch bei Tübingen).
De Stiftungsmahl auf dem Berge Wurmlingen bei Tübingen“,
u sagt CLudwig Uhland (Schriften Bd. 8 5. 6)), „macht weniger
den Eindruck einer christlichen Feier, als den eines heidnischen Opfers.
Das bemessene Vorführen der nach Beschaffenheit und Alter genau
bestimmten Schlachttiere auf den heiligen Berg, das Ausspannen der
ausgezogenen Stierhaut auf dem Kirchhof, damit die armen Leute
sich darum zur Speisung lagern, der Beginn des Essens mit den
S5schweinsköpfen, die Fülle des dreifachen Bieres, mit dem auch den
Armen die Becher gefüllt werden, die ganze Verbindung der gottes—
dienstlichen Handlung mit dem volkstümlichen Schmause gemahnt
überall an Vorstellungen und Gebräuche des germanischen Heiden
tums, an Götter⸗ und Opferberge, an das abergläubische Sitzen auf
der Haut des geopferten Tieres, an die Hochhaltung des Eber⸗
hauptes, an den festlichen Gedächtnistrunk zu Ehren der Geister und
der Verstorbenen, an die Begängnisse auf den Gräbern; dann ins—
besondere an die Opfer der Alemannen und die dabei abgeschnittenen