Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

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Das Männliche 
In der kleinen Altertumssammlung zu Weißenburg, die im 
Untergeschoß des Gymnasiums untergebracht ist, fand ich tatsächlich 
die Reste der Emmetzheimer Steinbilder; das heißt was der Herr 
Ofarrer davon übrig gelassen hat. Daneben hängt die Karte von 
Weißenburg aus dem Hohmannschen Atlas von 1720, mit einer in 
Kupfer gestochenen Abbildung des „Götzenbildes“ vor der Zerstö— 
rung. Kopf und Brust des Bildes sind noch vorhanden. Sie sind 
von ganz roher Arbeit, zeigen aber immerhin doch etwas mehr 
Kunstfertigkeit als die Magenheimer, Rietheimer, Belsener Männer. 
Die Emmetzheimer Bildhauereien werden vermutlich keltoromanisch 
sein. Man hat auch an slawische Herkunft gedacht. Sie sehen aber 
eben ganz anders aus als die Steingestalten aus Bamberg, die in der 
Münchener vorgeschichtlichen Sammlung aufbewahrt werden und 
für ssawisch gelten. Auch das kleine Erzbild der Greifswalder Samm— 
lung, eine sehr deutlich als weiblich gekennzeichnete Gestalt, die 
wohl sicher slawisch ist, sieht anders aus. Vergleicht man die Weißen— 
burger Reste mit diesen, so merkt man an jenen doch sofort eine etwas 
größere Fähigkeit zur Gestaltung der Rundform. 
Die örtliche Überlieferung, daß erst Karl der Große den Götzen— 
hain in Emmetzheim habe zerstören lassen, könnte, wie schon erwähnt 
wurde, ungefähr richtig sein. Cateinische Zinsbauern haben in den 
Gegenden südlich des rhätischen Grenzwalles — Emmetzheim liegt 
gerade daran — die germanische Besetzung der Gegend überdauert 
und werden noch verhältnismäßig spät als lateinische Zinsbauern, 
Romani tributarii, erwähnt, bis sie im deutschen Volkstum aufgehen. 
Sie haben an anderen Stellen ihre christlichen Kirchen durch die 
Jahrhunderte der germanischen Heidenzeit in die christliche Zeit 
hinübergerettet. Die romanische Bevölkerung war sicherlich zu der 
Zeit, als die Römerherrschaft in diesen Gegenden zu Ende ging, noch 
nicht restlos christlich geworden. Also können sich auch heidnisch-kelto— 
romanische Siedelungen und ihre Heiligtümer nach der germanischen 
Besetzung weiter erhalten haben, so gut wie sich ziemlich sicher christ— 
liche gehalten haben. 
Die Erhaltung aber jenes abgöttischen Brauchs, den der 
christliche Pfarrer im 18. Jahrhundert bekämpfte, ist wiederum ein 
Beispiel jener ungeheuren Zähigkeit, mit der das untere Volk an 
seinen Überlieferungen festhält; hier an einer Überlieferung, die nicht 
nur vorchristlich, sondern vermutlich auch vorgermanisch, nämlich roma— 
nisch ist. Alle diese recht spärlichen Anhaltspunkte für die von Wolf 
behauptete Verehrung des Männlichen stammen aus Gebieten inner— 
halb des römischen Grenzwalles, die zum Römischen Reich gehörten 
und lateinische Einwohner hatten; so die Nachricht aus Emmets—
	        
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