Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

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Tieropfer 
entstanden, sondern erst nachträglich hier vereinigt sind; daß die 
menschliche Gestalt älter ist, vielleicht noch keltisch. 
Die Belsener Kapelle bezeichnet, wie gesagt, sicher eine Stätte, 
die schon in vorchristlicher Zeit der Götterverehrung diente. In 
der Zeitschrift des historischen Vereins für das württembergische 
Franken, Jahrgang 1850, Heft 4, 5. 92; Belsenberg und die in 
seiner Nähe liegenden Buinen der Kapelle zum heiligen Kreuz, 
vergleicht der Verfasser, von Biberstein, Belsenberg mit Belsen, 
Belzhag (Belshag, Belshain), ferner mit Ballenberg Balinberg) 
im Badischen und weist auf den Stamm des Gottes Bal, Bel, hin. 
Mit dem Teufelsnamen Beelzebub ragt ja dieser Göttername noch 
erkennbar in die deutsche Religionsgeschichte hinein. 
Theophil Rupp, Aus der Vorzeit Reutlingens, 18609, will den 
Namen Belsen mit einem keltischen Gott Belenus und mit dem ger⸗ 
nanischen Balder zusammenbringen. Ich erlaube mir über sprach⸗ 
geschichtliche Dinge kein selbständiges Urteil. Das Büchlein von 
Kupp ist aber in sonstigen Dingen so wenig zuverlässig, daß man auch 
zegenüber dieser Aufstellung zunächst vorsichtig sein muß. Rupp 
erklärt die Greife an der Marienkirche in Reutlingen für römisch, 
was sie zweifellos nicht sind. Und er bringt einen Runenstein aus 
Reutlingen, jetzt in Stuttgart, der sicher kein solcher ist Den mehrfach 
in Deutschland, aber in südwestdeutschen, früher keltischen Gebieten 
vertretenen Bergnamen Belchen bringt auch Karl Heßler, Urge⸗ 
geschichte und Besiedelung der Umgegend von Kassel, 1920, mit dem 
keltischen Sonnen- und Totengott Belenus in Verbindung. 
Das Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Ge⸗— 
schichts⸗ und Altertumsvereine, 44. Jahrgang 1896 5. 7, bringt 
einen Bericht über vorgeschichtliche Kultstätten in Deutschland, zu⸗ 
ammengestellt auf Grund von Fragebogen. Dieser Bericht erweist vor 
allem, so verdienstlich er an sich ist, wie viel hier noch zu tun ist. 174) 
Es fehlt u. a. in der Aufzählung der Christenberg bei Marburg in 
Hessen. Der Name Christenberg ist sicher alt; denn er deutet auf eine 
Zeit, der das Christliche des Orts noch besonders hervorgehoben 
werden mußte. Es wird zwar eine ältere Namensform Kester⸗ 
burg überliefert. Das hieß aber sicher früher: Kerstenberg; Kersten 
ist gleich Christen; vgl. Kerstenbrügg. — Hessen ist in jenem 
Derzeichnis vorchristlicher Kultstätten Deutschlands verhältnismäßig 
stark vertreten und Niedersachsen. Das ist begreiflich, weil die 
hessen außer den Friesen der einzige deutsche Stamm sind, den 
u) Götze⸗höfer, Vor- und frühgeschichtl. Altertümer Thür., geben an 
bielen Stellen Kachricht von vermutlichen oder nachweislichen Kultstatten vorchrist⸗ 
licher Zeit aus Thüringen.
	        
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