Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Sage und Sitte 
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schon die ersten geschichtlichen Nachrichten über die Germanen in 
den gleichen Sitzen finden, die der hessische Stamm heute innehat. 
Wenn die Sachsen wirklich aus den Chauken erwachsen sind, was 
freilich zweifelhaft ist, würde das auch für die niedersächsischen 
Stammlande gelten. Der Sachsenname ist ja von den Namen der 
großen Völkerbünde Franken, Alemannen, Bayern, Thüringer der 
älteste; er begegnet schon bei Plinius. Das deutet darauf hin 
— was auch aus anderen Gründen wahrscheinlich ist —, daß das 
Sachsenvolk in stärkerem Maße als die anderen größeren Völker— 
bünde der Deutschen eine Abstammungs- und Blutsgemeinschaft 
bildete. 
Da die Spuren vorchristlicher Götterverehrung überall später 
absichtlich beseitigt sind, ist es begreiflich, daß sich nicht viel Greif— 
bares erhalten hat. Bei Staden in der Wetterau ist eine solche Stätte 
erhalten, bei der nicht, wie sonst meist, eine christliche Kirche sich 
über die ältere Stätte gepflanzt hat;: „der wellen Fraa Gestäuhls“. 
26. Die Zuverlässigkeit der Volksüberlieferung 
in Sage und Sitte. 
De Oberamtsbeschreibung von Herrenberg erwähnt noch be— 
sonders, daß das verschwundene Kirchlein in Kuppingen (siehe 
oben 5. 279) das hHeidenkirchlein geheißen habe. Trotzdem gehe 
es wohl kaum über das 10. Jahrhundert zurück. Von dem Bau, so— 
weit wir noch etwas von ihm wissen, ist dies wohl sicher. Aber über 
die Zeit der Stiftung ist damit noch nichts gesagt. Auf alle Fälle ist 
die Bezeichnung Heidenkirchlein, wie schon hervorgehoben, sehr be— 
merkenswert. Bei näherer Nachprüfung zeigt sich, daß solche Be— 
zeichnung verhältnismäßig selten ist und dann allemal sich findet an 
Stellen, die allerdings gewisse besondere Kennzeichen aufweisen. 
Ebenfalls auf alemannischem Gebiet, bei Avolsheim in Unter-Elsaß, 
steht, auch abseits vom Ort, ein merkwürdiges Kirchlein von sehr 
alter Gründung mit einer höchst altertümlichen Steinbildnerei im 
Türsturz (vgl. oben Abb. 92); Dompeter, die Mutterkirche der Gegend 
Dehio). Auch dieses Kirchlein wird Heidenkirchlein genannt. Auch 
bei der Kapelle von Belsen besteht die gleiche Überlieferung, daß sie 
nämlich auf der Stelle einer heidnischen Verehrungsstätte stehe. 
Diese Überlieferung wird durch eine Inschrift vom Jahre 1555 als 
schon recht alt bezeugt. 
Die meisten dieser „Heidenkirchlein“ heißen Kapellen. Es wäre 
zu untersuchen, ob dieser Name jeweils alt ist und bis in die
	        
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