Sage und Sitte
318
germanischen Brauchs. Paulus Diakonus, der Geschichtschreiber der
Cangobarden, berichtet mehrfach von solchen Fürstenbestattungen in
dreifachem Sarge.
Und es gibt noch verblüffendere Fälle. In dem mecklenburgi—
schen Dorfe Peccatell wurde der berühmte Weihekessel der Schwe—
riner Sammlung gefunden. Dazu erzählt Forrer, Reallexikon der
prähistorischen, klassischen und frühchristlichen Altertümer, beim Worte
Peccatell: „Bemerkenswert an diesem seltsamen Funde ist weiter, daß
nach Lisch, Mecklenburgische
Jahrbücher, die Volkstradition
schon vor der Offnung dieser
beiden Grabhügel von Schmäu—
sen erzählte, welche die „Unter—
irdischen“ im größeren Hügel
abhielten und sich dazu vom
kleineren Bügel einen Ressel
liehen.“ Der größere Hügel
enthielt die deutlichen
Überreste einer Feuer—
stelle, der kleinere den
Kessel!
Ihren heiligsten Kessel
overehrten die Kimbern dem
Naiser Augustus, als sie nach
dem Geschwaderbesuch des Tiberius vom Jahre fünf nach Christi
eine Gesandtschaft an den römischen Hof schickten. Damals war der
Kessel, den wir uns ungefähr so vorzustellen haben wie den von
Peccatel, ein wichtiges gottesdienstliches Gerät und deshalb
wurde er der späteren, christlich beeinflußten Vorstellung zum Band—
werkszeug der Here.
Im Jahre 1905 wurden bei der Stadt Sköfde in Schweden eine
goldene Kette und Goldbarren im Gewicht von 4 Kilo gefunden.
Dazu heißt es im Bericht der Zeitschrift für Ethnologie 1905 5. 365:
Bemerkenswert ist, daß schon seit alter Zeit in der dortigen Gegend
die Sage ging, daß in der Kiesgrube ein Schatz vergraben liege.“ Die
kundstücke gehören der sogen. Wikingerzeit an.
Es sind in der heutigen christlich beeinflußten Volkssage jeden—
falls unholde Geister, die in den Hügeln von Peccatel ihre Feste
feiern, weil sie eben einer vorchristlichen Geisterwelt angehören. Die
germanische Frauenverehrung erhob die Frauen zu Priesterinnen.
Daß die Hexenverfolgungen sich vorzugsweise weibliche Opfer such⸗
ten, steht damit in ursächlichem Zusammenhang. Die Vertreteriunen
— *