Die heraldische Lilie
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genannte Investitur, in Maastricht, um 1200, die man als eine Be—
lehnung durch Kaiser Friedrich J. von Hohenstaufen deutet (Ab—
bildung bei Ligtenberg, Die romanische Steinplastik in den Niederlanden).
Die Rechtsgeschichtler sind der Meinung, die dreiflammige
Cilie oder Kerze sei das Zeichen des Königsfriedens; sie versinn—
bildliche das Friedegebot des Königs.
Das ZFeichen muß aber neben dieser weltlich-staatlichen Be—
deutung, wenn diese zutrifft, noch eine kirchlich⸗-glaubensmäßige
gehabt haben. Es kommt sehr häufig und an bedeutsamen Stellen
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Ubb. 125. Bogenfeld in Bebenhausen.
kirchlicher Gebäude vor. Ich bestreite nicht, daß es vielfach auch
rein ziermäßig verwendet sein kann und ohne eine besondere sinn—
bildliche Bedeutung. Aber das trifft auf das Kreuz ebenfalls zu;
nämlich daß es gelegentlich einmal auch bloß als Schmuckform ver—
wendet wird; trotzdem wird niemand seine sinnbildliche Bedeutung
bestreiten. Ich nenne zunächst einige Beispiele, ganz zufällig heraus—
gegriffen, wo die Form der Kerze wohl vorwiegend oder vielleicht
sogar ausschließlich als Zierform gewählt ist. An der reizvollen
Pauluskirche in Worms („voll origineller Einfälle“ Dehio), die in
den Anfang oder die Mitte des 13. Jahrhunderts gesetzt wird, sind
die Strebepfeiler mit Lilien gekrönt. Das Chorgestühl zu Doberan,163)
die Eingangstür des Chors an der Kirche in Steffenshagen in
1i83) Abbildung bei Curt Babicht, Die niedersächsisch⸗mittelalterlichen Chorgestühle.