Die heraldische Lilie
Verzeichnis der heidnischen und abergläubigen Gebräuche, wie auch
später noch Burchard von Worms untersagen ausdrücklich: Lichter,
Leuchter, Wachskerzen an bestimmten Orten anzuzünden (luminaria,
andeélas, ceriolos incendero).
Schon der heilige Augustin wußte, daß das Johannisfest auf ein
heidnisches Sonnenfest gepfropft war, und schrieb, um die Beziehung
von Johannisfest und Christfest auch für die christliche Welt fest⸗
zuhalten: „Heute am 24. Juni, wo die Tageslänge abzunehmen
beginnt, ist Johannes geboren worden, damit der Mensch erniedrigt
werde; an jenem Tage, wo die Tageslänge wieder zunimmt (25. De⸗
zember), ist Christus geboren worden, damit Gott erhöhet werde.
Dies ist ein großes Geheimnis“ (Krause, CTuiskoland 5. 338).
„Der Zusammenhang mit den heidnischen Festen ist am kennt—
lichsten in Irland erhalten geblieben, wo man heute noch das schon
um Mitternacht entzündete Johannisfeuer eine Beleuchtung zu
Ehren der Sonne nennt.“ „Jeder Ire hat an diesem Tage sein Feuer
im Hause zu löschen, um neues von den Druiden zu erlangen. Der
Erzdruide entzündete sein Feuer in bekannter Weise . .., am Schluß
der Zeremonie nahm jeder Hausvater einen Branud von dem Altar
mit nach Hause für den eigenen Herd“ (E. Krause).
Wir brauchen nicht so weit, bis nach Irland, zu gehen, um diese
Gebräuche noch lebendig zu finden. Fast in ganz Oberbayern besteht
der Brauch, daß nach der im römischen Ritenbuch genau vorge⸗
schriebenen Feuerentzündung und Feuerweihe durch den Priester am
Karsamstag die jungen Burschen mit einem daran entzündeten
Feuerbrand im Wettlauf zum heimischen Herd laufen, um diesem
das neue Feuer und den daran haftenden Segen zu sichern.
„In Nomnenklöstern von Kildare in Irland wird das heilige
Feuer durch Aneinanderreiben von Brettern entzündet“ (nach einer
Nachricht von Eckermann, Religionsgeschichte. angeführt bei E.
Urause, CTuiskoland, 5. 339).
Das wäre ja nun freilich uraltertümlich; wie der Ritus der
oerhüllten Hände, wenn der Priester den Kelch hochhält, der nach
Albrecht Dieterich in uralte Vorzeit zurückgeht und im ägyptischen
Osirisdienst schon begegnet; 168) bei gewissen gottesdienstlichen Ge—
bräuchen ist, wie die vergleichende Religionsgeschichte zeigt, dem
Oriester ein steinernes Werkzeug vorgeschrieben; damit beweist der
so geübte Gebrauch sein bis in die Steinzeit des betreffenden Volks
zurückreichendes Alter.
ies) Unter den Darstellungen an der erzenen Domtüre zu Augsburg, die sehr
schwer zu erklären sind, findet sich eine Gestali, die mit verhüllten Händen ein Ge—
zß hecun wie der Priester des Osiris das Gefäß mit der Flüssigkeit, in der der