Die Bandverschlingung
341
Ebenso liegt es auf dem Türsturz von Rüssingen. Aus dem Zu—
sammenhang des Ganzen geht hier ebenfalls als sicher hervor, daß die
Oerschlingungen in dem ganzen Zauberbild des Türsturzes, das die
bösen Geister bannen und vom
Eintritt abhalten soll, etwas zu
bedeuten hatten.
Die Verknotungen auf dem
Pforzheimer Bogenfeld zeigen eine
oerhältnismäßig sehr häufige Form.
Sie ist insbesondere bei Bauten,
an denen lamparter Steinmetzen
zearbeitet haben, in der CLombardei selbst und vermöge ihrer Wan—
derungen auch sonst im germanischen Europa, so häufig, daß Stückel—
berg, Cangobardische Plastik, einfach von langobardischen Band—
oerschlingungen spricht.
Schon in den Gesetzen König Rotharis (056 bis 652) begegnen
uns jene lampartischen Bauhandwerker, die noch viele Jahrhunderte
päter auftreten. Sie kamen weit herum. In Königslutter, wo ein
gefüllter Bogenfries sich findet in der sonst vorwiegend in Schwaben
— ———
auch in Modena, Ferrara und Verona gearbeitet hat (Ferd. Eich—
wede, Beiträge zur Baugeschichte der Kirche des kaiserlichen Stifts
zu Königslutter).
Diese Bandverschlingungen werden sicherlich auch rein als
Zierat verwendet; sie bilden einen künstlerisch sehr feinen, weil
im Gegensatz zur Zierweise der Spätantike auch wirklich rein
flächenhaft empfundenen Schmuck. Aber in anderen Fällen erweist
auch bei diesen künstlerisch so stark umgebildeten und verarbeiteten
Verknotungen die Art der Anbringung und die Verbindung mit an—
deren Darstellungen, daß sie eine bestimmte sinnbildliche Bedeutung
haben.
An der Südseite der Johanniskirche in Gmünd findet sich die
Bandverschlingung in Verbindung mit dem wilden Jäger und Hun⸗
den. In den Bogenfriesen zu Brenz, zu Schwertsloch finden sich
Abwandelungen der Bandverschlingung neben Darstellungen, wie
dem fliehenden Hirsch, der Kerze und so weiter, die sicher eine mvtho⸗
logische Bedeutung hatten.
An der Kirche in Wannweil bei Reutlingen finden sich zwei
Bandverschlingungen (Abb. 31 5. 125) als Gegenstücke zu dem oben
besprochenen rätselhaften schnurrbärtigen Kopf mit dem Vogel; an
bedeutsamer Stelle; an den Pfeilern des Chors; an derselben Stelle,
wo in der Galluskirche zu Brenz der Altar des Apollo Granus auf