Der Hain des Schwertgottes
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Faurndau und Gmünd. Aber der Schwertslocher Bau im ganzen
wird allgemein in den Anfang des 13. Jahrhunderts gesetzt,17) und
die Füllungen der Rundbogenfriese müssen hier gleichzeitig sein
mit dem Bau; anders z. B. in Berchtesgaden, wo die füllenden
Bildhauereien später eingefügt sind
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Ubb. J. Füllungen des Bogenfrieses an der Kapelle zu Schwertsloch bei Täbingen.
Bei jeder bildlichen Darstellung aus älteren Zeiten, sobald sie
nicht mehr ganz verständlich ist, sondern einer Erläuterung bedarf,
taucht die Frage auf, ist diese bildliche Darstellung nur Schmuck—
form, also nur das, was sie künstlerisch dem Auge bietet; oder hat
iie noch eine weitere sinnbildliche und dann regelmäßig mit der
Glaubensform zusammenhängende Bedeutung. Man hat, wie das
der langsame und schwierige Aufstieg der menschlichen Erkenntnis
so mit sich bringt, abwechselnd nach der einen und nach der anderen
Richtung übertrieben; d. h. man ist, nachdem man in einer Reihe
von Fällen frühere Annahmen über sinnbildliche Bedeutungen als
irrtümlich erkannt hätte, dann auch wieder umgekehrt in eine allzu
zroße Verzichtstimmung verfallen gegenüber „diesen bald aben—
teuerlichen, bald tiefsinnigen Spielereien, tiefdunkle symbolische
Kätsel bietend“ (Robert Dohme, Geschichte der deutschen Baukunst
5. 79); ähnlich wie der angehende Jäger, nachdem ihm mehrfach
widerfahren ist, daß er einen Baumstrunk für ein Reh gehalten hat,
nun umgekehrt durch diese Erfahrung wieder allzu mißtrauisch wird
gegen seine ersten Eindrücke, so daß es ihm nun widerfährt, in
übertriebener Besorgnis vor Selbsttäuschungen den wirklichen Reh—
bock nicht zu beachten, weil er denkt, es wird ja doch wieder nur
ein Baumstrunk sein.
i) Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd. 3; Gradmann,
Kunstwanderungen in Württemberg und Hohenzollern, S. 189; v. Hhofmann, Histo—
rischer Reisebegleiter durch Württemberg und Bohenzollern.