Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

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Ausblicke 
erläutert sehr anschaulich die Richtigkeit jener Alexander-von-Peez- 
schen räumlichen Unterscheidung. Der Abhang Frankreichs nach 
der Nordsee und dem Atlantischen Ozean ist zum großen Teil 
germanisch geworden durch die fränkische Besiedelung. Der Süden 
blieb im wesentlichen gallorömisch. Noch bis zur französischen Re— 
volution, die ja den Aufstand der Kelten gegen ihre germanischen 
— 
geschichtlich in zwei Gebiete; nördlich lag das deutschrechtliche Ge— 
biet, das sogenannte Land des Gewohnheitsrechts; südlich lag das 
römische Gebiet, das CLand des geschriebenen Rechts, wie die fran— 
zösische Rechtsgeschichte unterschied. Auch sprachlich entspricht jener 
räumlichen Unterscheidung eine Verschiedenheit; der Süden Frank— 
reichs hat sich eine besondere Schriftsprache geschaffen, das pro— 
venzalische; ja sogar politische Sonderbestrebungen zeigten sich dort 
noch nach 1870. Nur daß der scharf zusammengefaßte französische 
Einheitsstaat diese nicht zur Entwicklung kommen läßt; im Gegen— 
satz zu der breiten Wirkung, die der deutsche Sondertrieb, die Glau— 
bensspaltung und die zielbewußte napoleonische Schöpfung der süd— 
deutschen Mittelstaaten den deutschen Sonderbestrebungen verschafft 
hat, obwohl der völkische und kulturelle Unterschied 
zwischen Süd- und Norddeutschland viel geringer ist, 
als der zwischen Nord⸗ und Südfrankreich. 
Dieser völkische Gegensatz zwischen Nord- und Südfranzosen, 
der sich auch im Weltkriege in ihrer Art zu kämpfen gezeigt hat, 
ist mindestens den geistigen Spitzen Frankreichs auch durchaus be— 
wußt. Montesquieu, der dem alten französischen Adel angehbörte, 
also germanischen Bluts war, spricht einmal von „unseren Vor— 
fahren, den alten Germanen“ 
J. K. hBuysmans, ein heutiger nordfranzösischer Schriftsteller, 
der dem VNamen nach allerdings wohl flämischer Abstammung ist, 
empfindet den Südfranzosen durchaus als rassisch fremd, was sicher 
anthropologisch begründet ist. In der Erzählung: Dort unten, 
deutsch bei Friedrich Rothbart, Leipzig, läßt er seinen Helden be— 
dauern, daß die Jungfrau von Orleans die Engländer verjagt und 
so die Nordfranzosen mit den Südfranzosen vereinigt habe. Sie 
habe dadurch: „ein Frankreich ohne Zusammenhang, ein absurdes 
Frankreich geschaffen ... die widerspenstigsten Nationalitäten, die 
feindlichsten Rassen aneinander geheftet. Sie hat uns diese Wesen 
mit dem Nußteint und den Lackaugen geschenkt, diese Schokolade— 
reiber und Knoblauchfresser, die ganz und gar keine Franzosen sind, 
sondern vielmehr Spanier oder Italiener ... dieses Geschlecht 
prahlerischer und lärmender, windiger und treuloser Ceute, diese
	        
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