Der Hain des Schwertgottes
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die hl. Pelagia; nur die Nacktheit und Schönheit und die frühere
Buhlschaft ist ihr geblieben. Das deutsche Heiligenbuch von 1488
erzählt von der hl. Pelagia, daß sie noch dem Bischof gefährlich
wird: „doch hätt er sie länger angesehen, als der anderen eine“.
„Wahrlich,“ ruft der Bischof hernach reuig aus, „ich habe ein
Wohlgefallen gehabt an ihrer Schöne, deß sollen wir Reue haben...
und leget sich auf das Erdreich und schlägt sein Haupt auf die
Abb. 2. Taufe der heiligen Pelagia.
Närnberger Beiligenbuch von 1488: Neudruck des Inselverlags.
Erde . . . Herr, ewiger Gott, sei mir gnädig! Mich hat die Zierde
des Weibes in einer Stunde überwunden“.
Die alten Götter leben in der neuen Kirche weiter; aber sie
palten sich vielfach; nach der einen Seite wandeln sie sich in Un—
holde, deren Macht zu schaden von der Kirche bekämpft wird; in
andern Eigenschaften werden sie zu Heiligen, deren Fürsprache man
gewinnen will. Die frühchristliche Kirche leugnet nicht das Bestehen
der alten Götter; sie bekämpft sie nur als böse Geister und erweist,
daß ihr Gott der Stärkere sei.
Vgl. Emil Friedberg, Aus deutschen Bußbüchern 5. 23: „Uüber—
haupt wurde das Bestehen der alten heidnischen Götter christlicher—
seits nicht geleugnet . . . aber wo eine christliche Umformung nicht
möglich schien, wurden sie in böse, unholde Geister verwandelt.“