Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

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Der Schwertgott und der Fenriswolf 
„Es ist ziemlich sicher“, schreibt Holtzmann, Ältere Edda 5. 9, 
„daß die CLieder nicht im Norden entstanden sind, sondern in Deutsch⸗— 
land.“ Darauf deuteten schon die Erwähnung des Hunnenvolks, des 
Gotenvolks, des Flusses Rin (vermutlich der Rhein), der Gnita— 
heide (bei Paderborn ) hin. „Die Cieder kamen nach dem Norden 
zugleich mit den aus Deutschland nach Norden einwandernden Völ— 
ker. Zur Zeit des Tacitus waren noch keine Germanen im Norden“ (7). 
„Des Südens Held“, nennt das kurze Sigurdslied seinen Helden; 
damit „erkennt die Sage ihren deutschen Ursprung an“ (Hugo Ge— 
ring, Die Edda s. 227). Wenn auch der Kern der Sage, der Kampf 
des Lichtbringers gegen die feindlichen Mächte der Finsternis und 
die Befreiung der Sonnenjungfrau, gemeingermanisch und selbst all— 
gemein arisch sein mag, so beweist das spätere Zusammenwachsen der 
Sage mit bestimmten geschichtlichen deutschemitteleuropäischen Er— 
eignissen doch, daß damals und schon vorher die Sage in Deutsch-— 
land einheimisch und bodenständig war. Der geschichtliche Unter— 
gang des sagenberühmten Burgunderreichs am Rhein, 437 durch 
die hunnischen Söldner des Aetius und 451 durch Attila selbst, die 
geschichtliche Gestalt des großen Dietrich von Bern sind in das 
Nibelungenlied verwachsen. „Ein im römischen Solde stehendes hun— 
nisches Korps überfiel die Burgunder und brachte ihnen jene schwere 
Niederlage bei, die den geschichtlichen Kern des Nibelungensanges 
bildet. Gundachar fiel im Kampf; mit ihm seine ganze Sippe“ (Cud⸗ 
wig Schmidt, Allgemeine Geschichte der germanischen Völker bis zur 
Mitte des 6. Jahrhunderts, v. Below und Meineckes Handbuch der 
mittelalterlichen und neueren Geschichte 5. 70). Vielleicht (vgl. 
Bruinier, Deutsche Heldensage) klingt auch der geschichtliche Streit 
der Königinnen Fredegunde und Brünhilde im merowingischen 
hause, mit deren einer ja sogar die von Siegfried befreite und ur— 
sprünglich auch gefreite Sonnenjungfrau den gleichen Namen trägt, 
im Nibelungenliede weiter, im Streite zwischen Brünhild und Kriem— 
hild. Albert von Hofmann nimmt an, daß auch die auf Anstiften 
seiner Stiefmutter geschehene Ermordung eines Burgunderprinzen, 
Sohnes des Königs Siegismund, im Anfang des 6. Jahrhunderts im 
Nibelungenlied beziehentlich Sigurdlied wiederklingt: in der auf 
Anstiften eines Weibes erfolgten Ermordung Siegfrieds, des Sohnes 
Siegmunds. Auf die Franken und damit auf Westgermanen und 
Deutschland deuten auch die zahlreichen mit Siegi zusammengesetzten 
Namen der Nibelungensage (Bruinier). Dabei bleibe noch uner— 
wogen die doch immerhin mögliche oder selbst wahrscheinliche Ver— 
bindung der Erzählung von Siegfrieds Tod mit der Ermordung des 
Arminius durch die eigenen Candsleute; jenem schauervollen Sinn—
	        
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