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bild der deutschen Geschichte von den ersten Jahrzehnten nach Christi
Geburt bis zum 9. November 1018.
Man hat einen der Göttin Hludana geweihten Altar im
cömisch besetzten Germanien gefunden; „es liegt“, wie schon er⸗
wähnt, „wirklich kein Grund vor“, diese Hludana nicht mit der
hlodyn, die in der Voluspa erwähnt wird, Vers 55, gleich zu setzen.
Noch zur Zeit des Burchhard von Worms war die aber—
zläubige Furcht, daß feindselige Ungetüme die Himmelslichter
verschlingen könnten, so verbreitet, daß die Bußbücher diesen
Glauben besonders bekämpfen. Es liegt, wie oben ausgeführt
wurde, mindestens sehr viel näher für volkstümliches Empfinden,
das Regensburger Untier mit der Kugel vor dem Rachen so zu deuten
als in der verstiegenen, übertragenen Weise der mönchischen Er—
läuterung zum Hohenliede. Das Untier, das hinter den Himmels⸗
lichtern herrennt, um sie zu verschlingen und das sie am Tage der
Götterverdunkelung verschlingen wird, ist eben der Fenriswolf der
nordischen Überlieferung. Auch auf einem früh⸗mittelalterlichen Stein—
bild in Ladenburg finden wir ein lindwurmähnliches Ungetüm mit
einem kugeligen Gegenstand im Maul; s. Lindenschmit, Altertümer
unserer heidnischen Vorzeit Bd. 5 Tafel 48 und ähnliches in Großen—
linden bei Gießen (vgl. unten). Daß die Ungetüme nicht gerade die
Gestalt eines Wolfes haben, sondern eher die eines Drachen, schließt
an sich noch nicht aus, daß wir in der Darstellung den Fenriswolf
ehen dürften, der die Gestirne verschlingt; denn dieser wird durch
einen Namen Managarmr auch als Schlange, Drache bezeichnet.
Goldschmidt, Albani Psalter, will in den Regensburger Un—
tieren mit der Kugel die Schlange mit dem Apfel der SEva erblicken
und bringt eine ähnliche Darstellung aus einer Stuttgarter Hand—
schrift zum Vergleich. Dort in Regensburg ist aber eben keine
Schlange dargestellt, sondern ein lindwurmähnliches Gebilde. Das
beweist hier gegen Goldschmidt, denn im Gegensatz zu jenen vor—
wiegend nur mündlichen und durch die kirchliche Verfolgung er—
schwerten üÜberlieferungen der germanischen Sagen wird die jüdische
Schöpfungssage in einer ganz bestimmten schriftlich festgelegten Form
überliefert, von der der Künstler nicht abweichen durfte. Deshalb
ist es unwahrscheinlich, daß mit dem Lindwurm die Schlande der
Eva gemeint ist.
„Hu den Seiten waren noch etliche Menschen Heiden in der
Stadt Regensburg,“ heißt es im deutschen Heiligenbuch der
Ausgabe von 1488, vom Bavyernapostel, dem hl. Heimrhamm
(Emmeran). Dieser wurde 652 erschlagen; angeblich weil er mit
der Tochter des Bavernherzogs verbotenen Umgang gehabt hatte.
Der Schwertgott und der Fenriswolf