Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Rolandssäule, Irmensul 
führungen auf jene, sicher mit beachtlichen Gründen gestützte Mei— 
nung Hertleins zu verweisen. Auch der Hinweis darauf, wie auffällig 
überhaupt das germanische Empfinden das Hochtürmen der Bauten 
und die senkrechte Gliederung bevorzugt, ist hier nur als ein vor— 
läufiger Hinweis auf gewisse Möglichkeiten von Zusammenhängen, 
aicht als die bestimmte Behauptung geschichtlicher Zusammenhänge 
gemeint. 
Jedenfalls aber dürfen wir die Jupitergigantensäulen in dieser 
einen Richtung für unseren Zusammenhang anführen, das heißt, sie 
in Verbindung bringen mit den Rolandsäulen, als jene Neigung des 
germanischen Menschen zur Säule oder dem aufrechtstehendem Pfahl 
doch eben offenbar in diesen beiden Gruppen von Denkmälern gleich 
deutlich hervortritt. 
Die Rolandsäule hat, wie schon erwähnt, ein ganz bestimmtes 
Verbreitungsgebiet; sie ist eine Besonderheit des niedersächsischen 
Stamms, vorzüglich der Ostfalen. Die Jupitergigantensäulen haben 
ebenfalls ein ganz bestimmtes Verbreitungsgebiet, wie Hertlein und 
andere festgestellt haben, das im westlichen Mitteldeutschland liegt. 
Hier ist aber sehr viel schwieriger festzustellen, welche besondere 
Stammesunterlage etwa diese Denkmalform hat. Wahrscheinlich ist 
eine solche naturgemäß von vornherein. Hertlein spricht die Crevirer 
als diesen Stamm an, weil er deren Grenzen festlegen zu können 
glaubt auf das durch die Funde von Jupitergigantensäulen nun mit 
ziemlicher Genauigkeit umschriebene Gebiet. 
Es sei gestattet, eine Vermutung zu äußern. Wir wissen sehr 
wenig über die Entstehung der großen deutschen Völkerbünde, die 
etwa vom dritten Jahrhundert nach Christus ab die alten Völker— 
schaftsnamen fast ganz, mit Ausnahme der Chatten, Friesen und noch 
einiger weniger, verdrängen. Man hält sie im allgemeinen für Bünd⸗ 
nisse verwandter Stämme zum Zweck gemeinsamer Verfolgung von 
Machtzielen nach außen. Die Stämme sind bekanntlich das dauer— 
hafteste und lebenszäheste staatliche Gebilde, das wir Deutsche fertig— 
gebracht haben; es hat unsere wiederholten Zusammenbrüche über— 
dauert. Die Vereinigung war also eine politische und bewußte; sie 
hatte aber sicher andererseits auch eine gewachsene Unterlage in der 
Stammesverwandtschaft. Der eine oder der andere Bestandteil mag 
bei den verschiedenen Bünden verschieden stark gewesen sein. Die 
Hessen haben, wie es scheint, erst zu dem thüringischen und dann zum 
fränkischen Bunde gehört. Die Hessen hätten also ihre Bundes— 
zugehörigkeit, entsprechend ihrer von Tacitus hervorgehobenen über— 
legten Art, durchaus nach staatsmännischen Zweckmäßigkeitserwägun— 
gen gewählt. Die Sachsen waren wohl der Abstammung nach ver—
	        
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