Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Rolandssäule, Irmensul 
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hältnismäßig sehr einheitlich. Daß die Stämme ein gemeinsames 
Heiligtum hatten als Gewähr und Sinnbild ihrer Einheit, wird uns 
von dem großen Suevenvolke ausdrücklich berichtet. 
In späterer geschichtlicher Zeit gehört das auffällige und be— 
merkenswerte Sinnbild der Rolandsäule, wie gesagt, dem Sachsen— 
volke an. Ein Zusammenhang mit jenem älteren Wahrzeichen und 
Sinnbild ihrer Gottesverehrung, der Irminsul, dem Bilde des 
Schwertgottes Er, Sarnot, Ziu, ist mindestens wahrscheinlich. Die 
Franken werden als ausgesprochene Anhänger des neuen Himmels— 
und Kriegsgottes Wodan geschildert im Gegensatz zu Sachsen und 
Alemannen, die noch dem älteren Himmelsgott Saxnot, Ziu anhän— 
gen, dessen Waffe das Schwert ist; im Gegensatz zur Lanze, die die 
Waffe des neuen Gottes ist. Die Nordgermanen scheinen noch 
spät den uralten Donnergott, dessen Waffe das Steinbeil oder der 
hammer ist, als Hauptgott verehrt zu haben. Es wird unten (Ab⸗ 
schnitt U) näher ausgeführt, daß der Galoppreiter mit der CLanze auf 
den sogenannten Jupitergigantensäulen ein germanischer Gott und 
am wahrscheinlichsten Wodan ist. Dann müßte das Verbreitungs⸗— 
gebiet dieser Denkmalsform das Gebiet eines Stammes bezeichnen, 
der Wodan als Hauptgott verehrt hat. Das wären die Franken. 
Freilich taucht der Name der Franken erst im Jahre 253 zum ersten— 
mal auf. Die Jupitergigantensäulen fallen früher, nach Haug in die 
Zeit zwischen 170 und 246 nach Christus. Bei der Lückenhaftigkeit 
der schriftlichen Überlieferung würde diese kleine zeitliche Unstimmig— 
keit nichts beweisen; der Kern des Frankenbundes könnte ruhig schon 
erhebliche Zeit früher bestanden haben als er in der uns erhaltenen 
Überlieferung auftritt. Er könnte überdies einen anderen Namen ge— 
führt haben. Denn darüber ist man sich in der Forschung schon seit 
langem einig, „daß an diesen Franken, wie sie im dritten Jahrhundert 
erscheinen, nichts neu ist als der Name, für Völker, welche den 
Römern zu den Zeiten des Augustus schon sehr wohl bekannt waren.62) 
Schwieriger liegt es mit der örtlichkeit. Wir vermuteten bisher den 
Kern des späteren Frankenbundes in Stämmen, die nördlicher wohnten 
als das Verbreitungsgebiet der Jupitersäulen dem Hauptteile nach 
liegt. Später sind große Teile dieses Gebiets freilich von Franken 
besetzt. Ungefähr aus der Zeit der Jupitergigantensäulen wird uns 
ein Wiedererstarken der einheimischen Glaubensformen und selbst der 
Druiden in Nordmitteleuropa berichtet. Es ist die Zeit, zu der das 
römische Heer schon ganz vorwiegend von Fremden und zwar haupt— 
sächlich von Germanen gestellt wurde. Auffällig ist auf jeden Fall, 
e) Anführung aus Löbell, 1839, bei Theobold Binder, Geschichte der 
Germanenforschung, 1921, 8. 12.
	        
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