Full text: Das Cölner Osterdienstags-Protokoll

Das Cölner Osterdienstags-Protokoll. 2 
gesprochen wird und man verabredet, welch ein Feitungslärm inszeniert 
werden soll, um der Welt die Kunde von der vollbrachten Erlösung zu 
übermitteln. Ursprünglich hatte man das Cudgeri-Friedensfest zu Münster 
sich als Erlösungsfeier gedacht. Jetzt scheint Neunkirchen der Ort zu 
sein, von wo uns die Erlösung kommt. 
4. Sin wesentlicher Punkt aber von besonders delikater 
Nuance ist die nach dem „Protokoll“ in Aussicht genommene münd— 
liche und schriftliche Bearbeitung der Bischöfe. Vor zwei Jahren galt 
es als ein nicht genug zu verabscheuendes Verbrechen, als Aufruhr und 
Heuchelei, den Papst durch eine Bittschrift beeinflussen zu wollen. Die 
von der Fehnmännerliga beabsichtigte und zum Teil bereits ins Werk 
zesetzte Bevormundung der Bischöfe ist natürlich ein außerordentlich ver⸗ 
dienstvolles Werk: Duo si faciunt idem, non est idem. 
5. Die Beteiligung von Jesuiten an dieser Wühlarbeit 
ist ebenfalls eine sehr wichtige und wesentliche Tatsache, die durch kein 
Dementi des Herrn Bitter wird hinweggeleugnet werden können. Pater 
Kathrein gehört nach dem Protokoll zu den Herren „die sich unter 
warmen Zustimmungskundgebungen entschuldigt haben“. Pater Frick, 
der Schriftleiter der Stimmen aus Maria-Caach, hat sich eifrig an der 
Diskussion beteiligt und war vor allem darauf bedacht, der formalen 
Logik bei den Verhandlungen zu ihrem Rechte zu verhelfen. Kostbar 
sind seine und seiner Mitarbeiter Bemühungen um eine scholastisch prä— 
zise Definition des Fentrums. Nach den Voraussetzungen, mit welchem 
das Zehnmännerkollegium an diese Frage herantritt, ist das Zentrum 
eine so ausschließlich politische Partei, daß der Begriff „konfessionell“ 
auf dasselbe ebensowenig, wie der Begriff „interkonfessionell“ an— 
gewandt werden kann. Gleichwohl aber soll die spezifische Art des 
Zentrums, wodurch es sich von allen anderen Parteien wesentlich unter— 
scheidet, durch ein konfessionelles Moment: „die katholische Weltan— 
schauung“ bestimmt werden. Die beiden Elemente „konfessionell“ und 
„nichtkonfessionell“ zu einer in sich widerspruchslosen Wesensdefini— 
tion zu vereinigen, ist eine Unacknuß, die selbst für den Meister in der 
Definitionskunst, den alten Aristoteles, zu hart sein dürfte. Daher kann 
es den zehn Herren nicht zur Schande angerechnet werden, wenn ihnen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.