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Das Cöelner Osterdienstags-Protokoll.
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die Lösung ihrer schweren Aufgabe nicht gleich im ersten Anlauf ge—
lungen ist.
Nachträglich scheinen übrigens die Jesuiten doch ihre Zweifel
bekommen zu haben: Man hat sicherem Vernehmen nach im
Orden zunächst daran gedacht, öffentlich zu erklären, daß dem Pater
Frick die Bevollmächtigung zur Ceilnahme an der Cölner Versammlung
gefehlt habe. Sodann hat man sich wohl gehütet, die Einladung zur
Coblenzer Versammlung mitzuunterzeichnen.
6. Ein ganz besonders wichtiger Programmpunkt im „Protokoll“
ist die Losung: „Fu Windthorst zurück!“ Am 23. April 1874, also in—
mitten sturmbewegter Jahre, erklärte Windthorst im Deutschen Reichstage:
„Die Fentrumsfraktion hat nach langer Überlegung und Diskussion mit
vollem Bewußtsein ausgesprochen, daß die Zugehörigkeit zu irgend einem
Bekenntnisse gar kein Erfordernis sei, um an ihr teilzunehmen“).
Den wirklichen Kenner der Geschichte konnte diese Erklärung
Windthorsts schon damals nicht mehr befremden. Am 13. August 1872
hatte die kleine Srzellenz bereits ihren urkatholischen Wählern
unter donnernden Beifallskundgebungen zu Papenburg folgende Apo—
strophierung des katholischen Vereinslebens geboten: „Aber wir müssen
im Auge behalten, daß wir den Verein, sobald es geschehen kann, aus—
dehnen auf alle christlichen, positiven Bekenntnisse. Ich habe die Über⸗
zeugung, daß der Kampf an dem Tage ein für allemal beendet sein wird,
wo alle positiv gläubigen Christen in vereinter Kraft dem Unglauben
gegenüberstehen. Wir bilden nur die ersten Anfänge; wir wollen hoffen,
daß die Brüder anderer Bekenntnisse von positiver Richtung sich uns
anschließen. Jedenfalls wollen wir nie etwas tun oder etwas sagen,
was auch nur möglicherweise verletzen könnte. Ich bemerke, daß ich
dieses besonders deshalb ausspreche, weil ich namentlich auch in
Berlin die Erfahrung gemacht habe, daß die Fahl gläubiger Pro—
testanten, die unsere Bestrebungen mit den wärmsten Wünschen be—
gleiten, nicht klein ist. Sie wird sich bald als recht groß erweisen,
wenn diese Herren nur sämtlich aufhören könnten, allerlei unnötige
M) vgl. hierzu und zu den folgenden Zitaten Büsgen: Ludwig Windthorst
Seite 106 - 110.