at.,
—
—
—
—2
Das Cölner Osterdienstags-Protokoll. 29
lichkeit brandmarken und dadurch unschädlich zu machen suchen. Man
legt es mit allen Mitteln darauf ab, den unbequemen Gegner und Kritiker
in das große Sammelbecken aller Häresien hineinzuwerfen, um ihn in
den selbstgebrauten trüben Wassern des Modernismus zu ertränken. Ein
klassisches Beispiel für solch einen Unfug bietet die jüngst erschienene
Broschüre von Richard von Kralik: Die katholische Literatur—
bewegung der Gegenwart!). Alle jene katholischen Dichter, Schrift
steller und Literatur-Kritiker, welche nicht das Glück haben, Gnade in
Kralik's Augen zu finden, und die Prinzipien des „Gralbundes“ als
die einzig richtigen und katholischen Prinzipien der Dichtkunst nicht an—
erkennen wollen, sind nach Kraliks Urteil vom Gifte des Modernis—
mus infiziert. Und nach demselben Rezepte arbeiten auch
die Cölner Herren.
Einsichtsvolle und urteilsfähige Männer, wie Freiherr von Hertling,
haben nach dem Erscheinen der Enzyklika geglaubt, daß man bei uns
in Deutschland von einer modernistischen Richtung, wie sie in den roma—
nischen Ländern besteht, nicht reden könne. Aber das ist nach dem Urteil
eines der Häupter von der Zehnmännerliga nichts als „S chönfärber ei“.
Die deutschen Bischöfe haben geglaubt, daß unsere einheimischen
Verhältnisse die in der Enzyklika vorgeschriebenen strengen Abwehr—
maßregeln nicht rechtfertigten und haben sich speziell von der Einführung
des Überwachungskomitees dispensieren lassen. Allein die Fehnmänner
rufen laut nach dem kirchlichen Polizeistock, und sie gerieren
sich selber als ein oberstes überwachungskomitee über ihre
Parteigenossen, über die Zentrumsfraktion, den Volksverein,
die christlichen Gewerkschaften und schießlich über das ganze
katholische Volk, und wenden sich denunzierend an den deut—
schen Episkopat.
Nun hat aber Kardinal Fischer bereits in sehr energischen
Worten sein tiefes Bedauern über die Angriffe und Verdächtigungen
ausgesprochen, die infolge der Osterdienstags-Rersammlung gegen den
katholischen Volksverein in verschiedene katholische Blätter hineinlanziert
1) Vergleiche im Anhang Ur. 4.