30 Das Cölner Osterdienstags-Protokoll.
worden sind, und was die Haltung des KUardinals Kopp betrifft, so
scheint man in der Osterdienstags-BRersammlung von vornherein nicht
ganz ohne Besorgnis gewesen zu sein ....
Wenn nun andere deutsche Bischöfe den Anschauungen der Zehn—
männer ebenfalls keinen Geschmack abgewinnen können, was dann?77
Werden wir dann in Deutschland ein ähnliches Schauspiel erleben, wie
man es vor Jahresfrist in Italien erlebt hat, als der Kardinal von
Mailand selber von übereifrigen Modernisten-Tötern des Modernismus
öffentlich beschuldigt wurde 777 Welche Perspektiven für die Zukunft
eröffnen sich da vor den Augen der deutschen Katholiken, wenn der
Geist der Zehnmännerliga einmal bei uns zur Herrschaft gelangt! Die
allgemeine Verwirrung ist jetzt schon auf allen Gebieten groß. Fahren
wir aber mit der auch bei uns eingerissenen gegenseitigen Verketzerung
noch weiter fort, dann ist die Seit nicht fern, wo wir Katholiken
uns untereinander überhaupt nicht mehr verständigen können.
Hum Schlusse sei noch auf ein ganz wichtiges Moment hingewiesen,
welches leider den Herren bei ihrer Osterdienstags-Versammlung völlig
entgangen zu sein scheint: Wenn wirklich der modernistische Gedanke hier
in Deutschland bereits so tiefe Wurzel gefaßt hat, wie die Herren von
der Zehnmännerliga es sich vorstellen, dann ist es vor allem eine
intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den mo—
dernistischen Schwierigkeiten, die uns dringend not tut. Leider
sind die deutschen Katholiken in dieser Beziehung nicht auf der Höhe.
Wissenschaftliche Ideen können nur auf wissenschaftlichem Wege wider—
legt und so unschädlich gemacht werden. Und weil der Modernismus
die tiefsten Grundlagen unserer natürlichen und übernatürlichen Erkennt—
nisse berührt, so ist wissenschaftliche Gründlichkeit das erste Er—
fordernis, um Licht in die dunklen Probleme zu bringen, welche die
moderne kritische Forschung uns gestellt hat. Professor Hüls hat nun
auf der Osterdienstags-Versammlung die Gründung einer Kirchenzeitung
für Geistliche vorgeschlagen. Aber was wäre mit dieser Gründung für
die hier in Frage stehenden wissenschaftlichen Zwecke erreicht? Bloß
auf dem Wege des Journalismus läßt sich auch bei zielbe—
wußter Dialektik keine modernistische Schwierigkeit lösen.