88 2B, 3A
Romankalk
Eigenschaften
Mahlfeinheit
Raumgewicht
Abbinden
Erhärten
Festigkeit
Die Wasser- und Zementkalke müssen je nach ihrer Art 3 bis 7 Tage
an der Luft abbinden und erhärten, bevor sie unter Wasser kommen
Jürfen, wo sie dann aber, im Gegensatz zu den Luftkalken, weiter-
arhärten (s. $ 11A).
Das Abbinden und Erhärten der hydraulischen Kalke beruht hauptsächlich
auf der chemischen Verbindung des Kalziumoxydes mit Kieselsäure, Tonerde
ınd Eisenoxyd, es geschieht also zum größten Teil ohne Mitwirkung der
Kohlensäure der Luft.
Der Romankalk (früher auch Romanzement genannt) wird aus Kalk-
mergel mit besonders hohem Gehalt an Hydraulefaktoren!) gewonnen. Er ist
darum noch kalkärmer als der Zementkalk und von entsprechend höheren
hydraulischen Fähigkeiten. Er erhärtet sowohl an der Luft wie unter Wasser.
Ein Löschen des gebrannten Gesteins ist nicht mehr möglich, weshalb der Kalk
zu Pulver gemahlen in den Handel kommt. Er ist möglichst frisch unter Beachtung der
Vorschriften der Lieferwerke über Wasserzusatz und Feuchthalten ähnlich wie Zement
zu verarbeiten.
Die Normenfestigkeiten (Tafel D) liegen höher als die der Zementkalke, erreichen
keineswegs die der Zemente.
Das Raumgewicht (Tafel D) leitet ebenfalls zu den Zementen über.
8 3. Zemente (gesinterte und geschmolzene Bindemittel)
Wird das Brennen von Kalkmergeln bis zur Sinterung oder noch weiter
bis zur vollständigen Schmelzung gesteigert, so entstehen die sogenannten
Zemente, die durch den besseren Aufschluß des Gesteins gegenüber den
Kalken entsprechend wertvollere Eigenschaften besitzen.
A. Eigenschaften
Hochgebrannte Stoffe werden in der Regel mit zunehmender Mahlfeinheit
an Bindekraft gewinnen.
Die Raumgewichte?) der Zemente hängen von ihrer chemischen Zu-
sammensetzung, von dem Brenngrade sowie von der Mahlfeinheit ab (s. Tafel D).
Das Abbinden und die Abbindezeit spielen bei der Gebrauchsprüfung
der Zemente eine bedeutende Rolle. Die Deutschen Normen) geben darüber
genaue Vorschriften. Für alle Zemente, also auch für hochwertige, gilt:
Beginn normalen Abbindens nicht vor einer Stunde. Ein früherer Beginn
zennzeichnet die Schnellbinder, die wegen der Gefahr, daß abgebundener Mörtel
oder Beton verarbeitet wird, im allgemeinen nicht verwendet werden dürfen.
Abbindebeginn und -zeit sind von der Frische des Zementes, von dem
Wasserzusatz und von der Witterung stark abhängig (vgl. $ 20 A).
Die eigentliche Erhärtung schließt an die Vorstufe, das Abbinden, an.
Sie schreitet bei gewöhnlichem Normenzement schnell fort, weit schneller noch
oei den hochwertigen Zementen. Bei den Schnellbindern und bei den Sonder-
zementen mit starkem Hydraulefaktoreneinschlag geht die Erhärtung langsamer
70T sich.
Der Erhärtungsvorgang beruht auf chemisch-physikalischen Wechsel-
yirkungen zwischen den Basen, Hydraulefaktoren*‘) und Wasser. Grund-
gedingungen für das Gelingen des Erhärtens sind im allgemeinen Ruhe,
Feuchthalten des Bauwerkes durch längere Zeit und gewisse Wärme (s. $8 9 D,
LO A bis ©).
Die Festigkeit wird nach den Normen unter Verwendung eines be-
sonderen Sandes (Normensand) geprüft.
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') Die Verbindungen SiO,, Al,O;, Fe,O0; müssen beim Romankalk (und bei den Zementen) durch
den Brennprozeß aufgeschlossen, d.h. als Hydraulefaktoren vorhanden sein; vgl. Fußnoten 1, S.1 u. 2
2) Man unterscheidet „eingelaufen“ = Rı, „eingefüllt“ = Rf und „eingerüttelt“ = Ay. Für die Bau-
stelle kommt in erster Linie R,, im 10 1-Gefäß ermittelt, in Betracht (s. $$ 20C, 21 B)
3) Deutsche Normen für einheitliche Lieferung und Prüfung von Portlandzement (1909), Eisen-
portlandzement (1909) und Hochofenzement (Nov. 1917}
4) s. Fußnote