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Vierundzwanzigstes Kapitel.
da bei ihm das kommutierende Feld mit wachsender Ankerstrom-
stärke ebenfalls zunimmt.
Nach dem Vorhergehenden charakterisiert sich der Hauptstrom-
motor als besonders geeignet für Betriebe, bei welchen es haupt-
sächlich auf ein großes Anzugsmoment ankommt, wie beim Kran-
betrieb und beim Betrieb elektrischer Bahnen. Hier bietet der
Hauptstrommotor außerdem noch den Vorteil einer automatischen
Geschwindigkeitsregulierung, da er z. B. beim Anheben großer
Lasten langsamer läuft als bei kleiner Belastung.
Der Kranbetrieb ist ein stark intermittierender Betrieb, bei
welchem außerdem oft augenblickliche Überlastungen vorkommen,
Die Motoren werden durch des häufige Anlassen, Anhalten und
Umsteuern sehr stark beansprucht; es kommt bei ihnen daher viel
weniger auf einen guten Wirkungsgrad, als auf große Überlastungs-
fähigkeit, das heißt gute Kommutations- und Abkühlungsverhältnisse
an. Ferner sind sie wegen der häufigen und starken Stöße, denen
sie ausgesetzt sind, mechanisch besonders fest zu konstruieren.
Das Anlassen und die Tourenregulierung geschieht meist unter Ver-
wendung von Widerständen, und zwar kommen wegen der Um-
kehrung der Drehrichtung, die dieser Betrieb erfordert, besonders
lie Umkehranlaßapparate, welche auf S. 457 beschrieben sind, zur
Anwendung.
Die Anforderungen, welche an Straßenbahnmotoren zu stellen
sind, sind ganz ähnlich wie bei Kranmotoren.
103. Motoren für konstante Klemmenspannung und
Doppelschlußerregung.
Die Doppelschlußmotoren nähern sich in ihren Haupteigenschaften
je nach dem Maß der Kompoundierung mehr den Nebenschluß-
motoren oder mehr den Hauptschlußmotoren; man hat dieselben
daher entweder aufzufassen als kompoundierte Nebenschlußmotoren
oder als, mit Nebenschlußwicklung versehene Hauptstrommotoren.
In die erste Kategorie gehören die Nebenschlußmotoren, welche
zur Erhöhung der Anzugskraft während des Anlaufs mit einer
Kompoundwicklung versehen sind, die jedoch meist, sobald die
volle Geschwindigkeit erreicht ist, ausgeschaltet wird. Ferner kann
eine Kompoundierung, wie in Bd. I, S. 616 ausgeführt wurde, zum
Konstanthalten der Tourenzahl von Nebenschlußmotoren dienen.
Hauptschlußmotoren werden manchmal mit Nebenschlußwicklung
versehen, um ein Durchgehen bei Entlastung zu verhindern (s. Bd. I,
S. 619).