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Elfte Vorlesung.
sondere Schwierigkeit, ‚es ist daher zweckmäßig, nie zu lange
Reihen zu verwenden, weil sie die Kinder sehr ermüden;
Reihen von acht, zehn und höchstens zwölf Silben können für
Kinderversuche als Norm gelten. Ferner müssen wir hierbei
die von Ebbinghaus festgestellte Erscheinung beachten, daß
die Schwierigkeit der Aneignung nicht proportional mit dem
Stoffquantum wächst, sondern daß längere Reihen unverhält-
nismäßig schwieriger sind als kürzere. Dies bekundet sich
darin, daß die Zahl der Wiederholungen schneller wächst als
die Länge der Silbenreihe. Ebbinghaus’ Resultate sind zwar auch
in diesem Punkte nicht einwandsfrei, denn es ergab sich bei
meinen Versuchen in Zürich und Königsberg, daß auch diese
Erscheinung in hohem Maße von der Übung der Versuchs-
personen abhängt, bei gut geübten Lernern steigt die Zahl
der Wiederholungen nicht annähernd in der Ebbinghausschen
Progression, ja es gilt sogar für einen gewissen Längen-
bereich der Reihen genau das Umgekehrte, bei einer
yeringen Zunahme der Reihen profitiert der Zuwachs von
der im allgemeinen aufgewandten Arbeitsenergie und wird
verhältnismäßig leicht angeeignet. Ebbinghaus nahm an,
wenn die Anzahl der Silben einer Reihe beträgt!): 7, 12,
16, 24, 26, so ist der Aufwand an Wiederholungen je 1;
16,6; 30; 44; 65; »hier ist insbesondere der Sprung von
16,6 auf 30 Wiederholungen ein Mehraufwand, der bei un-
seren Beobachtungen... nie auch nur annähernd« hervor-
trat, »wenn die Versuchspersonen auch nur einigermaßen
geübt waren«. Herr Radossawljewitsch fand vielmehr bei
Versuchen im Züricher Laboratorium folgende Progression?):
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ij) Ebbinghaus, Über das Gedächtnis. 8. 64.
% Radossawljewitsch, Behalten und Vergessen bei Kindern und
Erwachsenen, S. 167 ff. u. 189 ff, Die folgenden Zitate sind alle aus dieser
Abhandlung. Man vergleiche zu allen diesen Ausführungen auch die
Abhandlung von Dr. A. Wreschner, Das Gedächtnis im Lichte des
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