man erkannt / daß die Kunst ohne dies Theorie nicht vollkommen seyn koͤn⸗
ne, und dannenhero Anstalten gemacht, daß diejenigen, welche Ingenicurs
werden wollen, auch in der Theorie sich feste setzen muͤssen. Deswegen hat
Herꝛ Belidor, Provinciat Commissarius des Artillerie Wesens und Koͤnigl.
Professor der Schulen des Artillerie · Corps, einen Anfang gemacht die
Theorie in die Ausuͤbung zu bringen. Gleich wie er nun in seinem Buche von
der Wissenschafft der Ingenieurs, welches zu erst zu Pariß heraus kommen/
hald aber in Haag nachgedruckt worden unter dem Titul: La Science des In-
genieurs duns lu Conduitte des Travaux, de Fortisscution & d' Architecture Ci-
vile, einen Versuch in der Bau⸗Kunst gethan; so hat er nach diesem auch
ein gleiches in der Mechanic unternommen, und unter dem Titul Archite-
cture Hydraulique zu Pariß A. 1737. heraus gegeben. Ich habe in dem
fuͤnfften Theile meiner Elementorum Matheseos universæ, welcher, wo
Gott will, kuͤnfftige Michaelis⸗Messe an das Licht tretten soll, gewuͤn⸗
schet, daß dieses nutzliche Werck in die Teutsche Sprache moͤchte uͤbersetzet
werden, damit auch bey uns diejenigen, welche sich der Kunst ergeben, ler⸗
nen moͤchten, wie noͤthig und nutzlich es ihnen sey die Wissenschafft nicht aus
den Augen zu setzen, sondern vorher darinnen einen guten Grund zu legen,
che sie zu der Ausuͤbung schreiten. Da sich nun wider mein Vermuͤthen ein
Ubersetzer gefunden, und der Kunsthandler Herr Mertz in Augspurg aus
einem Loͤbl. Eyfer die Aufnahme der Mechanic zu befoͤrdern, die Kosten des
Verlags uͤber sich genommen; so hat dieses nicht ein geringes Vergnuͤgen
hey mir erwecket, und habe nicht ermangeln sollen auf Begehren diese Uber⸗
setzung mit einer Vorrede zu begleiten. Von dem Wercke selbst zu reden, ach⸗
te ich vor unnoͤthig, weil in dem Vorberichte schon enthalten, was darinnen
zu finden, und zur Gnuͤge daraus zu ersehen, daß es allen Liebhabern der
Mathematic und der Mechanischen Kuͤnste ein sehr nutzliches Werck sey
Ich lebe auch der Hoffnung, es sollen andere durch ein so lobwuͤrdiges Exem⸗
pel aufgemuntert werden, die Mathematischen Wissenschafften zuů mehrerm
Gebrauche des mensehlichen Geschlechtes anzuwenden, damit man nicht
einen Nutzen ruͤhmet, den Niemand erfaͤhret, auch die Theoristen ihre Ge⸗
dancken mehr auf solche Erfindungen richten, die dergleichen bringen. Was
helffen uns grosse Schaͤtze, die als Gefangene eingesperret sind, und zu nichts
gebraucht werden, und warum soll man dasjenige, was bloß einige wenige
vergnuͤget, dem vorziehen, was dem gantzen menschl. Geschlechte nutzet?
Noch dieses achte ich vor noͤthig zu erinnern, daß, wer die Algebraischen
Rechnungen des Autoris verstehen, und nicht bloß die Saͤtze, welche er her⸗
aus bringet, annehmen will, so viel als dazu noͤthig, auch aus meinen Teut⸗
schen Anfangs⸗Gruͤnden der Mathematic erlernen kan/ wenn er gleich die
Lateinischen zu lesen nicht im Stande ist, wo ich in dem andern Theile selbst
dasjenige erweise, was der Autor durch die Algebra gesucht, zum Theil auch
ohne dieselbe. Ich koͤnnte zwar noch verschiedenes beybringen, was zut
Aufnahme der Mechanic noch nutzlich zu unternehmen waͤre; allein ich will
es biß zu einer andern Gelegenheit verspahren. Marburg,
den 29. April. 1740..