Full text: Erste Ausgabe der Version, Nebst 10. Kupffer-Tabellen (Erster Theil, Erste Ausgabe)

2 Atchitectura Hydraulica. Erstes Buch. 
Da es nun nicht nothwendig erfordert wird, daß eine Potenz, um einen Coͤrper fort⸗ 
ustossen, immediate am Coͤrper muß applicirt oder aͤngebracht seyn, so kan man sich auch 
zar wohl einbilden, als bediente sich die Potenz eines soliden Radi oder coͤrperlichen Strahls, 
zleichwie man sich der Billards-Staͤbe zu bedienen pfleget, wann man eine KRugel mit einer 
uniformen oder stets⸗gleichen Krafft nach einerley Direction fortstossen will; Wie es nun 
auch eben nicht bedarff, daß die Hand, die an eine Kugel stoͤßt, ihre voͤllige Krafft anwen— 
denmuͤsse, solche in Bewegung zu bringen, so ist dannenhero hierauf acht zu haben, daß, 
vann wir hinfuͤro Meldung thun, wie ein Coͤrper von einer eintzigen, oder auch von ver⸗ 
schiedenen Potenzen gezogen oder fortgestossen worden, man unter diesen Potep-en nichts 
anders verstehen muͤsse, als allein diejenige Krafft, die eine jede Potenz an Krafft oder Ge⸗ 
walt, den Coͤrper fortzuziehen oder fortzustosfen, wuͤrcklich qusuͤbet und nicht die gesamte 
Krafft, die sie besitzet, oder allenfalls haben koͤnnte. 
Wann verschiedene poten-en einen Coͤrper ziehen oder fortstossen, muß man 
deren Directiones so ansehen, als waͤren sie auf einem einigen Plano oder in einer einigen 
Flaͤche eingeschlossen; und wann sie an Seilen oder Stricken applicirt sind, abstrahirt man 
hoͤllig von deren Beugung, Dehnung, Dicke und Schwehre, und fiehet sie an, als be⸗ 
aͤssen sie von allen diesen keines. J 
., Es mag ein Coͤrper von einer einigen Potenz allein, oder von verschiedenen 
sortgestossen oder gezogen werden, so zeigen jederzeit die Directiones derer coͤrperlichen 
Strahle oder derer Seile, an welchen diese Potenzen applicirt sind, die eigentliche Dire- 
tiones dieser gedachten Potenzen, nach welchen sie wuͤrcklich agiren, deutlich mit an; und 
vas den Nachdruck dieser Potenzen anbelangt, kan man gar wohl die Meynung annehmen, 
als breitete sich derselbe in allen ihren Directions-Punden gleich⸗weit aus, ohne sich wei⸗ 
ter um die Distanz, in welcher sich diese Poten⸗en vom Coͤrper, gegen welchen sie agiren, 
ntfernt befinden, zu bekuͤmmern; indem die Laͤnge oder Kuͤrtze derer Seile oder coͤrperli⸗ 
hen Strahle, die Eslectus oder Wuͤrckungen dieser Potenzen nicht im mindesien zu verrin⸗ 
gern vermag. 
8.7. Man kan auch den Sazz vor unwidersprechlich annehmen, daß die Wůrckung 
der Gegen⸗Wuͤrckung equal oder gleich seyn muͤsse; und in der That kan auch die 
Wuͤrckung oder Adlio einer Krafft gegen einen Coͤrper nuͤr derjenigen gleich seyn, die der 
Coͤrper an sich besitzet, selbige zuruck zu treiben oder zu zernichten. 
—. 8. Da keine Kelatio oder Vergleichung kan gefunden werden, es moͤgen auch de⸗ 
ren Glieder oder Termini beschaffen seyn, wie sie nur wollen, die man nicht auch in geraden 
Ainien auszudrucken vermag, so werden wir uns auch dieser letztern bedienen „ wann wir die 
Krafft oder Gewalt, die wir denen Potenzen zueignen und beylegen, verzeichnen wollen; 
worzu sie dann auch hinlaͤnglich genug sind, wann man nur ein wenig nachdeucken mag, uͤber⸗ 
dem noch, nicht noͤthig hat, diese potenzen durch andere Signa zu caracterisiren. 
8.9. Wann eine Potenz an eine Machine applicirt wird, um eine gewisse Wuͤrckung 
zu thun, so wird sie Potentia motrix, oder eine wuͤrckende Krafft genennet. Wendet sie 
nun alles an, was sie an Krafft auszuuͤben vermag, das ihr entgegen gefetzte zu uͤberwaͤstigen, 
— Krafft, vi absoluta; Wendet sie aber dargegen 
nur einen Theil dieser gesamten Krafft an, so sagt man: Sie wuͤrcket mit einer gebunde⸗ 
nen oder abgetheilten Krafft, vi relativa. 
10. Wann ein Motus aus dem Concurlu oder Zusammenlauff zweyer Potenzen 
entspringt, als wann es gleichsam nur eine eintzige waͤre, die jedoch aber eben so viel wuͤrcken⸗ 
de Krafft besaͤß, als jene beyde zusammen zur Bewegung wuͤrcklich anwenden, so wird sol⸗ 
hes ein Matus compositus oder eine zusammen gesetzte Bewegung genennet. 
8. 11. Da dergleichen Bewegungen in denen Machinen sehr oͤfft vorfallen, und man 
auch das allernutzbarste Principium der Mechanic hieraus deduciret hat, so wollen wir also 
gleich anfaͤnglich mit zum Grund setzen, daß die fedus oder Wuͤrckungen jederzeit mit 
ihren Causis oder Wuͤrck⸗Ursachen in Proportion stehen, und hieraus die Eigenschafften 
des Parallelogrammi derer Kraͤffte vorstellig zu machen anfangen. * * 
3. E. Die uniformen oder stets⸗gleichen Geschwindigkeiten einerley oder gleicher Coͤr⸗ 
oer, muͤssen sich verhalten, wie die vires motrices oder wuͤrckende Kraͤffte; die von eben 
dergleichen Coͤrpern, in gleichen Zeiten durchloffene Weiten, ebenfalls wie die wuͤrckende 
Kraͤffte, oder wie die Ursachen, die die wuͤrckende Kraͤffte hervor gebracht haben; verhalten 
sich nun die, von gleichen oder einerley Coͤrpern, in einer unilormen oder siets gleichen Be⸗ 
wegung durchloffene Weiten unter sich, wie ihre Geschwindigkeiten, oder wie die Kraͤffte, 
die diese Geschwindigkeiten zuwege gebracht, so sind auch die soatia ober Weiten in gleichen 
Zeiten durchwandert worden. 
..* 12. Wann zur Bewegung eines Coͤrpers verschiedene Potenzen oder Kraͤffte 
Hand anlegen, ihre Anzahl und ihre Directiones moͤgen beschaffen seyn, wie sie nur wollen, 
so wird sich dieser Coͤrper entweder gar nicht bewegen, oder nur einen einigen Weg nehmen, 
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