Architectura Hydraulica. Erstes Buch.
Fig. 43. 8. 94. Endlich ziehe man noch in Erwegung, daß, wann eine Potenz P, einen Coͤr⸗
Anwendung des per Q. mit dem Plano inclinato A B. parallel ziehet, so daß er von D. biß H. seinen Weg
—B—
en er , au pendicular⸗ Linie E J. fallen, wird die Linie D H. oder E K. die ihr gleich ist, den Weg
e h oder den Raum der Potenz exprimiren, und die Linie Ik, den Raum der Last, den sie in
angigen Flaͤ gleicher Zeit wird gestiegen seyn: So werden wir also finden, daß im Statu æquilibrii P:
hen. QIX: KRE; Und weilen wir auch noch, vermoͤge der aͤhnlichen Triangul EKI. und
. sehen, daß RI: RE—BCGI BA, so folgt, wie im 82. S., daß : BC:
§S. 959. Wann nun die Potenz, den Coͤrper nach einer mit der Grund⸗Flaͤche paral-
lel-lauffenden Direction DP ʒoͤge, oder nach eben dieser Direction von M. nach D. fort⸗
fJoͤß, so, daß er aus D. biß in H. gestiegen waͤre, und wir lassen aus dem Punct N auf seine
Direction HL, die Perpendicular-Linie NI. fallen, so exprimirt die Linie NI. die Ge⸗
schwindigkeit der Potenz, und die Linie IK, die Geschwindigkeit der Last, oder die Hoͤhe,
welche die Last in gleicher Zeit wird gestiegen seyn: Woraus wir dann abermahlen finden,
daß im Statu æquilibrii: P: Q IX: IN;ʒ Und endlich auch vermoͤge der aͤhnlichen Tri-
ingul, daß p:. BOC: CT, wie im 83. 8.
Fig. 45. 8. 96. Der gemeinste Gebrauch der einfachen Kurben oder Rurbeln, bestehet da
Uuntersuchung derinnen, daß sie an der Achse eines Cylinders oder einer Welle FB. appliciret, und als⸗
ner an einer Wel⸗dann auf zwey Kurbel⸗Stuͤtzen gelegt werden, um damit eine Last Cin die Hoͤhe zu zie⸗
licirten hen; Eine jede von diesen Kuͤrbeln ist aus einem gebrochenen Hebel Nammen gesetzt, der
rbeln. einen doppelten Winckel-Hacken BA CD und FGHI. formiret, und mit der Achse 64,
in einem einigen oder einerley Plano eintrifft, jedoch solchergestalt, daß der Kropff A C. oder
der umgebogene Stab GH. einander entgegen gesetzet, oder mit ihren Verkroͤpffungen ein⸗
inder contrair situirt und widersinns gegenuͤber befunden werden, damit die an denen
Hand⸗-Haben CD. und HI, applicirte Potenzen P, P, in der Bewegung sich alternatim
oder wechsels⸗weiß hinauf und herunter begeben, und vermoͤge dessen eine Circumferenæ
beschreiben, zu welcher die Direction allzeit, als ein Tangens angesehen werden kan.
Da nun auf jeden Umlauff der Kurbel die Last um eine Hoͤhe steiget, die der Circum-
lerenz der Welle gleich ist, so exprimirt auch dannenhero diese Circumferenz die Ge⸗
schwindigkeit der Last, und die Circumferenz der Kurbel, die Geschwindigkeit der Potenz;
Dannenhero zu ersehen, daß die Analogie dieser Machine mit der Analogie des Rades an
seiner Welle einerley, (per 8.77.) wann nemlich, wie wir vorhero zum Grund setzen muͤs⸗
sen, die an jeder Kurbel ins besondere applicirten, und also die Last unter sich theilende Po-
tenzen, nur an der einigen Hand-⸗Habe CD. beysammen vereinbahret seyn.
8. 97. Hierbey werden wir noch anzumercken haben, daß es einerley, es mag die
umgebogene Kurbel⸗Stange A C. oder GH, gerade oder gekruͤmt seyn, weilen die Weite
yon der Achse G Asan, biß zu denen Puncten G und B, jederzeit durch den Radium GH.
hesjenigen Circuls, den die Potenz im Herumdrehen beschreibet, exprimirt wird. Und
ierinnen betriegen sich eben die meisten, die nur eine blosse Practic besitzen, sie bilden sich
ein, als haͤtte die Potenz im andern Fall mehr Vortheil als im ersten. Es gibt auch ver⸗
chiedene Practici, die der Ungleichheit derer an denen Kurbeln applicirten hPotenzen, da⸗
zurch zu Huͤlffe kommen wollen, daß sie an selbige noch Fluͤgel oder Schwung⸗ Stangen
PX. und YV., die an ihren Enden mit Gewichten versehen, hinzu fuͤgen. Es kan nicht
zelaͤugnet werden, daß, wann die Welle sehr geschwind bewegt wird, und die Schwung⸗
Stangen haben diesen Grad der Geschwindigkeit auch mit erlangt, selbige viel beytragen,
hdie Oerter, wo es hart haͤlt, desto leichter zu uͤberwaͤttigen, nemlich, diejenigen Oerter,
vo die Potenzen in ihren Revolutionen nicht nach einer solchen Direction agiren, die mit
)em von ihnen beschriebenem Circul, einen Tangentem ausmacht; Welches eben ihre He—
els⸗Arme um so viel mehr verkuͤrtzet, je kleiner der ßdinus desjenigen Winckels, den die
chraͤge Direction mit der Kurbel⸗Stange CA kormiret , als der Sinus totus, befunden
vird. Dieser erlangte Vortheil aber wird dadurch wiederum geschwaͤcht, weilen von
der Schwehre der Schwung⸗Stangen, die Friction sehr vermehrt wird aodie Krafft der
ꝰotenz, wie es sichs zwar die meisten einbilden, doch im geringsten nicht vermindern, oder
ie Last erleichtern.
Wir wollen uns mit Beybringung mehrerer Beyspiele nicht aufhalten, um etwan in
elbigen zu zeigen, daß, wann eine Potenz mit Huͤlffe einer einfachen oder zusammen geseh⸗
en Machine, eine Last aufhebet, im Statu æquilibrii die Potens und die Last, allzeit mit
hren Geschwindigkeiten oder mit ihren zu gleicher Zeit durchloffenen Spatis, in
velatione reciproca stehen. (S. 89.). Wir werden dieses Principium im folgenden fast
pestaͤndig appliciret finden, indem es das allerkuͤrtzeste und vortheilhafftigste „das man nur
bey Berechnung der Machinen, so sie auch noch so verstaͤrckt und uͤberseht waͤren, begesren
oͤnnte;
Fig. 46.
Man hat keinen
Vortheil von der
Kruͤmmung der
Kurbel⸗Stange.
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